Fall und Aufstieg mit Herrn Birnbacher

(c) APA/GERT EGGENBERGER (GERT EGGENBERGER)
  • Drucken

Von Jörg Haider aufgerieben, verließ sie kurz vor dessen Tod die Politik. Nun kehrt Gaby Schaunig zurück. Engagiert von Peter Kaiser, dessen Karriere sie förderte.

Im November 2005 machte Gaby Schaunig, damals Kärntner SPÖ-Chefin, Peter Kaiser, damals exponiertester Vertreter der Parteilinken und eigentlich nicht für eine große Karriere vorgesehen, zum Klubobmann der SPÖ. Im März 2013 macht nun der Kärntner SPÖ-Chef Peter Kaiser Gaby Schaunig zur Landesrätin für Finanzen und Landeshauptmannstellvertreterin.

Von 2005 bis 2008 hatte sich Schaunig abgemüht, das zu erreichen, was Kaiser nun gelungen ist: die Dominanz der Freiheitlichen zu brechen. Allerdings hatte sie noch einen wesentlich härteren Gegner: Jörg Haider. Seinetwegen, der ihr auch schon mal die Kompetenzen entzog, warf sie ihren Job hin. Sie wolle sich nicht mehr von Haider und seinen Vasallen beschimpfen lassen, so Schaunig damals, und sie sei auch nicht bereit, unsaubere Geschäfte mitzutragen. So stimmte sie als Einzige gegen das Birnbacher-Honorar beim Hypo-Verkauf und machte dieses auch öffentlich bekannt.

Als „rote Quakente“ wurde sie von den Freiheitlichen verhöhnt, ihr Mann attackiert. Im Juli 2008 verließ die von Haider gepeinigte und politisch auch an ihm gescheiterte Gaby Schaunig die Politik. Im Oktober verunglückte Jörg Haider tödlich – eine bittere Wendung. Schaunigs farbloser Nachfolger Reinhart Rohr hatte bei der Wahl im März 2009 keine Chance.

Gaby Schaunig, einst Juristin in der Arbeiterkammer, war eine Entdeckung des Villacher SPÖ-Bürgermeisters Helmut Manzenreiter, der sich ebenfalls für kurze Zeit abgemüht hatte, als Kärntner SPÖ-Chef Jörg Haider Paroli zu bieten. 1999 wurde Schaunig Soziallandesrätin. Auf dem Parteitag 2005 setzte sich die Favoritin von Parteichef Alfred Gusenbauer gegen vier männliche Konkurrenten durch und wurde zur neuen Kärntner SPÖ-Chefin gewählt. Die von ihrem Vorgänger Peter Ambrozy mit Jörg Haider geschlossene blau/orange-rote Koalition setzte sie fürs Erste fort. Nach einem halben Jahr kündigte sie diese jedoch auf.

Wutte-Langs Kanzleipartnerin

Gaby Schaunig, Tochter einer ÖGB-Sekretärin, verheiratet mit Ex-KAC-Torhüter Hans Schaunig, Mutter einer Tochter und begeisterte Golferin, hatte die vergangenen Jahren in einer Anwaltskanzlei „überwintert“: bei Astrid Wutte-Lang. Jener Advokatin, die im Birnbacher-Prozess Josef Martinz vertrat und dort selbst belastet wurde, im Auftrag von Martinz eine fingierte Rechnung an Birnbacher gestellt zu haben. Mit dem Fall Birnbacher scheint Schaunig also fast schicksalshaft verwoben. Schließlich hat die SPÖ diesem Skandal auch ihren Wahlsieg zu verdanken. Aus der Kanzlei scheidet Schaunig nun aus, auch ihre Beteiligung gibt sie ab.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Innenpolitik

Drei-Parteien-Koalition: „Brot und Spiele“ ade

Rot-Grün-Schwarz macht in Kärnten zuerst einen Kassasturz und muss kräftig sparen.
Kommentare

Die besseren Bürgerlichen?

Es kann zwar immer noch alles schlimmer werden. Es sieht jedoch nicht danach aus. Im rot-grün-schwarzen Kärnten.
PRAeSENTATION DER DREIER-KOALITION IN KAeRNTEN: WALDNER / KAISER / HOLUB
Politik

"Historischer Tag": Kärntens "Kenia-Koalition" besiegelt

SPÖ, ÖVP und Grüne wollen die Entscheidungen in ihrer Regierungskoalition möglichst einstimmig treffen. Als erstes steht ein Kassasturz an.
Kärnten: Gaby Schaunig wird SPÖ-Finanzlandesrätin
Politik

Kärnten: Gaby Schaunig wird SPÖ-Finanzlandesrätin

Der Parteivorstand hat den Koalitionspakt mit ÖVP und Grünen einstimmig abgesegnet.
Kaernten Vorschusslorbeeren fuer DreierKoalition
Politik

Kärnten: Vorschusslorbeeren für "Kenia-Koalition"

Meinungsforscher gehen davon aus, dass es gegen eine Koalition von SPÖ, ÖVP und Grüne im südlichste Bundesland kaum Widerstand geben wird. Allerdings fehlen derzeit Sachthemen - diese müssten nun kommen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.