Durch Kirchen und Museen

Salzburgs Ausstellungen überspannen den Bogen

Eglé Budvytyte, Videostill aus „Songs from the compost: mutating bodies, implding stars“, 2020.
Eglé Budvytyte, Videostill aus „Songs from the compost: mutating bodies, implding stars“, 2020.Eglé Budvytyte
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Ein spezieller Rundgang durch Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in diesem Salzburger Kunstsommer: Er folgt gezielt gebeugten Körpern und einer Form der Konzentration, die man Spiritualität nennen kann.

Die überspannte Frau ist ein gar nicht so alter Topos in Soziologie- wie Kunstgeschichte. Man glaubt es kaum. Doch schon die Kelten ahnten, dass Überspanntheit mindestens beide Geschlechter gleichermaßen betrifft, wie man an den Henkeln ihrer Bronzegefäße erkennen kann – die von nach hinten gebeugten Männern- wie auch Frauenkörpern gebildet werden.

Auch im Abendland, in katholischen Kirchenräumen wechselten sich ekstatische Sebastiane und verzückte Theresen noch lang ab. Bis die Moderne dann mittels der pathologischen Fotografie das Urteil fällte – die Hysterie, sie ist ein Weib. Die sich dazu gern in elegante Rückenlage wirft, in den „Bogen der Hysterie“.

Der französische Neurologe ­Jean-Martin Charcot hat seine Patientinnen dieses Phänomen in seinen Dienstagsvorlesungen im Pariser Spital Salpêtrière regelrecht vorführen lassen. Zur Faszination von Auguste Rodin oder Sarah Bernhardt. Über Charcots Schüler Sigmund Freud spannte der Bogen sich auch in die Wiener Moderne. In Freuds Behandlungszimmer hing sogar die Kopie eines Gemäldes von André Brouillet, das Charcot mit einer in Hypnose nach hinten gesunkenen Patientin zeigt.

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