Immobilien & Inszenierung: Malls and more

Der Einkauf heißt jetzt Shopping, aus dem Zentrum wird die Mall. Ein Blick in die Zukunft der Konsumwelten, Erlebnis garantiert.

Das wird Besuchern heimischer Shopping-Center wohl auch in Zukunft erspart bleiben: Bienen, die von Blume zu Blume schwirren, Haie, die in der centereigenen Unterwasserwelt schwimmen. Die Tiere tummeln sich nämlich in der "Mall of America" in Minneapolis, dem größten Shopping-Center und einem der Top-Tourismusziele der USA. "In Europa ziehen solche Konzepte nicht", meint Christian Mikunda, Mediendramaturg und Berater für Einkaufswelten. Denn die Erlebnisgesellschaft sei hier eine erwachsenere. "Hier will man mit Sinn erleben, in einer gut designten Umgebung echte Materialien sehen und spüren." Malls wie Bullring in Birmingham, Bluewater bei London seien gute Beispiele dafür, wie auf europäische Art dramaturgisch tolle Inszenierungen möglich werden.

"In Österreich sind wir in dieser Hinsicht erst am Anfang", meint Mikunda, unter anderem am Konzept für das neue Shopping-Center beim Ernst Happel-Stadion beteiligt. Begriffe wie Mood-Management und Erlebnisgestaltung finden sich dennoch immer öfter in Konzepten für heimische Shopping-Center.

In welchem Ambiente wir künftig einkaufen werden? "Erlebnis und Ambiente wird immer wichtiger, um sich zu positionieren", weiß Sabine Schober, Prokuristin bei Standort+Markt und Vorstandsmitglied des ACSC, der Österreichischen Fachvereinigung für Shoppingcenter. Eine Möglichkeit sich abzuheben ist die architektonische Gestaltung. "Es gibt einen sachten Trend weg von den ,Schuhschachteln'", meint Birgit Jandl, die mit der m2 Immobilien GmbH unter anderem das Grazer Shopping Center West betreut. Über kurz oder lang werden "Design-Malls" themenorientierte Kulissenwelten   la Wilder Westen oder Las Vegas ablösen, ist  auch Mikunda überzeugt.

Kaffeehausersatz?

Shopping-Malls finden sich immer öfter auch in zentrumsnahen Lagen. "Sie übernehmen als Treffpunkte die Funktion der italienischen Piazza oder des Wiener Kaffeehauses", so Mikunda. Auch in der Gestaltung sollen Innenstädte simuliert werden, eingeplant werden daher bauliche Elemente, die Urbanität vermitteln. "Straßenähnliche Strukturen werden Hochglanzfliesen ablösen", so Jandl. In den Malls der Zukunft sollen die Menschen jedoch nicht nur konsumieren - geht es nach den Plänen der Gestalter, werden sie auch Teile ihrer Freizeit dort verbringen. Nicht zuletzt dank Erlebnisangeboten wie Clowns auf Stelzen oder  Grätzltreffs.

Und Architekt Ernst H. Huss will mit dem neuen Columbus Center in Favoriten gleich die ganze Fußgängerzone beleben. "Der Platz vor der Mall wird einbezogen und bespielt wie eine Bühne." Das "Ei des Columbus" - eine Stahl-Glas-Konstruktion, die aus der Fassade ragt, soll nach Huss das "Wahrzeichen" oder - wie Mikunda es ausdrücken würde - ein "Landmark" werden. Was nach Meinung der Fachleute außerdem wichtig ist: ein ordentliches "Mood-Management", die Schaffung eines "Verweilambientes": konsumfreie Orte in der Mall, mit bequemen Sitzmöglichkeiten, indirektem Licht und angenehmer Musik.

Fakten: Von Flächen und Vätern

Center-Zahlen: In Österreich gibt es (laut Standort+Markt und ACSC) knapp 150 Einkaufs- und Fachmarktzentren, 106 davon sind klassische Shopping Center. Insgesamt stehen 2,39 Mill. m2 vermietbare Fläche zu Verfügung, an die 350 Mill. Besucher zählen die Zentren pro Jahr. Der Jahresumsatz: 7,45 Mrd. Euro.

Die Größten: Nach dem Immobilienbericht 2005 von Colliers Columbus ist die SCS (136.000 m2 und 240 Shops) das größte Zentrum, gefolgt vom Donauzentrum (77.000 m2 und 173 Shops), und der Linzer Plus City (75.000 m2 und 180 Shops), in der man übrigens auf einem nachgebauten Markusplatz Caffe Latte trinken kann. Expandieren werden heuer oder nächstes Jahr unter anderem die SCS, das Donauzentrum, Uno Shopping in Linz und der Salzburger Europark.
Virtuelle Shopping-Tour:

www.bullring.co.uk,
www.bluewater.co.uk

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