Der gemeinsam mit Südkorea betriebene Industriekomplex Kaesong wird geschlossen. China warnt das Regime in Pjöngjang: Niemand dürfe die Region aus selbstsüchtigen Motiven ins Chaos stürzen.
Nordkorea hat den Abzug seiner 53.000 Arbeiter aus der gemeinsam mit Südkorea betriebenen Sonderwirtschaftszone Kaesong angekündigt. "Wir werden alle unsere Arbeiter aus dem Kaesong-Industriekomplex abziehen", erklärte ein ranghoher Beamter. Der Industriekomplex werde anschließend vorübergehend geschlossen.
Das kommunistische Regime hatte vergangene Woche bereits südkoreanischen Arbeitern und Lieferanten die Einreise in die Sonderwirtschaftszone, die auf nordkoreanischem Gebiet liegt, verweigert. Die Einrichtung ist ein wichtiger Devisenbringer für das Regime.
"China verliert geduld mit Nordkorea"
China warnte Nordkorea am Sonntag in ungewöhnlich scharfer Form vor weiteren Provokationen. Keinem Land dürfe erlaubt werden, eine Region oder gar die ganze Welt aus selbstsüchtigen Motiven ins Chaos zu stürzen, sagte Chinas Präsident Xi Jinping bei einer Versammlung auf der südchinesischen Insel Hainan. Auch wenn er Nordkorea dabei nicht direkt nannte - Diplomaten bezeichnen die Aussagen Xis als beispiellos. China verliere offenbar die Geduld mit seinem Verbündeten, sagte der frühere US-Botschafter in China, Jon Huntsman.
Ein hoher chinesischer Außenpolitiker sagte der Nachrichtenagentur dpa, Peking sehe einen Ausweg aus der Krise vor allem in direkten Gesprächen zwischen den USA und Nordkorea. Alle blickten auf China, doch liege der Schlüssel bei den USA.
Plant Nordkorea neuen Atomtest?
Unterdessen gibt es in der südkoreanischen Regierung unterschiedliche Einschätzungen über die Wahrscheinlichkeit, dass Nordkorea einen weiteren Atomtest vorbereitet. "Wir haben keine ungewöhnlichen Schritte registriert, die auf einen Atomtest hindeuten", erklärte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Montag. Kurz zuvor hatte der südkoreanische Minister für Wiedervereinigung, Ryoo Kihi Jae, erklärt, es gebe Anzeichen für die Vorbereitung eines neuen Tests.
Der Atomstreit mit Nordkorea
Die Tageszeitung "JoongAng Ilbo" berichtete am Montag unter Berufung auf Geheimdienstberichte, dass es seit vergangener Woche eine starke Zunahme der Aktivitäten am Atomtestgelände Punggye Ri im Nordosten Nordkoreas gebe. "Wir beobachten die Situation ganz genau. Sie ist sehr ähnlich der Situation, wie sie vor dem dritten Atomtest war", zitierte die Zeitung einen hochrangigen Regierungsbeamten, der anonym bleiben wollte. Es sei nicht klar, ob es sich wirklich um die Vorbereitungen für einen neuen Test handle - "oder ob sie einfach nur den Druck auf uns und die USA verstärken wollen".
In Punggye Ri hatte Nordkorea nach 2006 und 2009 Mitte Februar trotz internationaler Warnungen zum dritten Mal eine Atomwaffe getestet. Daraufhin verschärfte der UN-Sicherheitsrat die Sanktionen gegen das isolierte Land. Seitdem spricht Pjöngjang immer neue Drohungen vor allem gegen die USA und Südkorea aus. Erst am vergangenen Donnerstag erklärte die nordkoreanische Armee, ein Atomangriff auf die USA sei ab sofort genehmigt. Die US-Regierung reagierte mit der Verlegung von Kampfflugzeugen und Kriegsschiffen auf die Drohungen.
Pjöngjang blockiert weiter den gemeinsam mit Seoul betriebenen Industriekomplex. Derzeit befinden sich noch rund 200 Südkoreaner in der Wirtschaftszone.