Nordkorea droht mit "Angriff ohne Vorwarnung"

South Korean soldiers talk as they repair a trench near the demilitarized zone separating North Korea from South Korea in Paju
South Korean soldiers talk as they repair a trench near the demilitarized zone separating North Korea from South Korea in PajuREUTERS
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Der 101. Geburtstag von Staatsgründer Kim Il-sung ging ohne die erwarteten martialischen Gesten zu Ende. Nun provoziert das Regime aber wieder.

Nach den Gedenkfeiern für den Staatsgründer und "ewigen Präsidenten" Kim Il-sung hat Nordkorea seinen Ton gegen Südkorea wieder verschärft. Über die amtliche Nachrichtenagentur KCNA drohte das isolierte Land am Montagabend mit einer Vergeltungsaktion ohne Vorwarnung. Grund seien anti-nordkoreanische Proteste in Seoul. Es handle sich um ein "Ultimatum an die südkoreanische Marionettenkräfte", wurde das oberste Kommando der Volksarmee von den Staatsmedien zitiert. Falls Seoul einen Dialog wolle, müsse es sich für alle anti-nordkoreanischen Aktionen entschuldigen.

Die südkoreanische Regierung bezeichnete die jüngste Drohung aus Nordkorea als "bedauerlich". Alle Provokationen aus dem Norden seien "illegal", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Dienstag. "Wir werden für jede aus irgendeinem Grund inszenierte Provokation gründliche und entschlossene Vergeltung üben."

Feiern ohne Zwischenfälle

Die Drohung aus Pjöngjang erfolgte nach einer Kundgebung in Seoul am Montag, bei der Berichten südkoreanischer Medien zufolge Mitglieder konservativer Gruppen Porträts von Kim Il-sung, seines Sohnes Kim Jong-il und des Enkels und derzeitigen Machthabers Kim Jong-un verbrannt hatten. Nordkorea hatte am selben Tag den 101. Geburtstag Kim Il-sungs begangen.

Die Feierlichkeiten waren ohne die erwarteten martialische Gesten zu Ende gegangenen. Auch ein im Westen befürchteter demonstrativer Raketentest fand nicht statt. Allerdings schließt die US-Regierung nicht aus, dass es noch in den kommenden Tagen zu einem solchen Test kommen könnte. Grundsätzlich sei in diesem Monat damit zu rechnen, sagte ein Vertreter des Verteidigungsministeriums, der nicht genannt werden wollte.

Drohungen sollen Zugeständnisse bringen

Die jüngste Kriegsrhetorik Nordkoreas und die Drohungen gegen die USA, Japan und Südkorea sollen nach Ansicht vieler Experten vor allem die Position des jungen Kim Jong-un stärken und den Westen zu Zugeständnissen in Verhandlungen bringen. US-Außenminister John Kerry hatte auf seiner Reise in die Region die Bereitschaft seiner Regierung zu Gesprächen über eine atomare Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel bekräftigt. Solche Gespräche müssten aber ernsthaft und vertrauenswürdig sein. Zugleich sicherte er den Verbündeten Japan und Südkorea zu, die USA würden "alles Notwendige" tun, um sie zu verteidigen.

Nordkorea hatte den USA, Südkorea und Japan in den vergangenen Wochen immer wieder mit Angriffen gedroht. Vorangegangen waren neue UNO-Sanktionen nach dem jüngsten Atomtest Nordkoreas im Februar. Die USA haben mit der Verlegung von Kampfflugzeugen und Kriegsschiffen in die Region reagiert.

Der Konflikt mit Nordkorea wird Anfang des nächsten Monats auch ein Schwerpunkt eines geplanten Treffens zwischen US-Präsident Barack Obama und der südkoreanischen Präsidentin Park Geun-hye in Washington sein. Obama werde Park am 7. Mai empfangen, kündigte das Weiße Haus am Montag an. Neben der 60 Jahre bestehenden Partnerschaft der beiden Länder werde es um die Drohungen aus Nordkorea sowie die Zusammenarbeit bei der Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel gehen.

(APA/Reuters/dpa/AFP)

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