Defekte Brustimplantate: Erneut Antrag auf Prozess-Ende

PIP Grüner Mas raucht in einer Prozesspause in Marseille eine Zigarette.
PIP Grüner Mas raucht in einer Prozesspause in Marseille eine Zigarette.(c) REUTERS
  • Drucken

Die mit billigem Industrie-Gel gefüllten Silikonimplantate der Firma PIP könnten das Gericht noch länger beschäftigen. Die Anwälte versuchen der Angeklagten versuchen, das Verfahren zur Einstellung zu bringen.

Im Prozess um den weltweiten Skandal um Billig-Brustimplantate der Firma Poly Implant Prothese (PIP) wird in den kommenden Wochen in der südfranzösischen Hafenstadt Marseille fast jeden Tag verhandelt. Dass die Urteilsverkündung wie geplant am 17. Mai stattfinden kann, erscheint Beobachtern bereits jetzt unwahrscheinlich. Die drei Österreicherinnen, die den Prozessauftakt am Mittwoch als Privatbeteiligte mitverfolgten, seien "über den Zynismus des Firmengründers" und Hauptangeklagten Jean-Claude Mas entsetzt gewesen, berichtete die Juristin Ulrike Wolf vom Verein für Konsumenteninformation (VKI).

Mas und vier früheren Angestellten wird im ersten Strafprozess rund um den PIP-Skandal schwere Täuschung und Betrug vorgeworfen. In dem Mammutprozess haben sich rund 5.250 Frauen der Klage gegen den 73-Jährigen angeschlossen, darunter 73 Österreicherinnen.

Am zweiten Tag des Prozesses hat das Gericht erneut einen Antrag auf Einstellung des Verfahrens abgelehnt. Die Anwälte von zwei Angeklagten sahen die Rechte der Verteidigung vom Gericht beeinträchtigt. Die Vorsitzende wies dies als unbegründet zurück. Bereits zur Eröffnung des Verfahrens am Mittwoch waren Verteidiger der fünf Angeklagten mit einem Frontalangriff auf das Verfahren gescheitert.

Der Prozessfahrplan sieht derzeit vor, dass bis 26. April die formelle Aufnahme des Verfahrens, die Beweisaufnahme, die Anhörung der Beschuldigten und Zeugen sowie die Anhörung der Privatbeteiligten über die Bühne gehen, sagte Wolf. Von 29. April bis 14. Mai sind die Plädoyers der Opferanwälte angesetzt. Verfahrensunterbrechungen soll es am 1., 8., 9. und vermutlich auch am 10. Mai geben. Von 15. bis 17. Mai stehen dann der Strafantrag der Staatsanwaltschaft und die Schlussplädoyers der Anwälte der Beschuldigten auf dem Programm.

Die Einhaltung dieses Fahrplans hält die Anwältin der 73 Österreicherinnen, Sigrid Preissl-Semmer, für fraglich. Derzeit sei der Verlauf nicht abschätzbar, das Verfahren könnte sich auch deutlich in die Länge ziehen.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Frankreich. Brustimplantaten
Weltjournal

Frankreich: Megaprozess wegen Brustimplantaten

Am Mittwoch begann ein Strafverfahren wegen weltweiten Betrugs mit minderwertigen Silikonkissen. Auch 73 Österreicherinnen treten als Privatbeteiligte auf.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.