Möbelgruppe Kika/Leiner vor Verkauf?

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Das Familienunternehmen Kika/Leiner soll schon bald an die südafrikanische Steinhoff-Holding verkauft werden – um kolportierte 800 Millionen Euro. Die Beteiligten halten sich bedeckt.

Wien. In der Gerüchteküche geht es gewöhnlich höchst indiskret zu - da gibt es auch für die Möbelbranche keine Ausnahmen. Und daher wird nun über etwas geplaudert, das (noch) gar nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollte: Die Möbelgruppe Kika/Leiner soll verkauft werden, heißt es. Angeblich ist das Ganze auch schon ziemlich unter Dach und Fach. Käufer soll den sehr fundierten Gerüchten zufolge der südafrikanische, börsenotierte Mischkonzern Steinhoff sein, dessen Wurzeln in der Möbelindustrie liegen. Kolportierter Verkaufspreis: rund 800 Mio. Euro.
Die Transaktion klingt also schon reichlich konkret. Doch stimmt das Gerücht tatsächlich? Das ist schwer zu eruieren, weil von den Beteiligten nur äußerst dürftige Stellungnahmen zu erhalten sind. Kika/Leiner-Chef Paul Koch ist im Ausland - eine Anfrage der „Presse" blieb am Donnerstag unbeantwortet.

Von der börsenotierten Steinhoff-Gruppe verlautet auf Anfrage der "Presse" lediglich, dass sie Spekulationen grundsätzlich nicht kommentiert. Relativ aufschlussreich ist hingegen die Reaktion vom früheren Kika/Leiner-Chef Herbert Koch, dem Vater des jetzigen Unternehmenschefs. „Davon habe ich nichts gehört", sagt Herbert Koch der "Presse" lapidar. Was doch ein einigermaßen seltsames Statement ist: Koch ist nämlich Aufsichtsratspräsident der Firmen. Ein klares Ja oder Nein müsste also drinnen sein - allenfalls ein „kein Kommentar". Aber "nichts davon gehört" zu haben?

Schwieriges Umfeld

Tatsache ist, dass die österreichische Möbelgruppe ziemlich schwierige Zeiten durchlebt: Mit rund 7750 Mitarbeitern erwirtschafteten Kika und Leiner im Geschäftsjahr 2011/2012 einen Umsatz in Höhe von 1,2 Mrd. Euro. Doch die Umsätze treten seit Jahren auf der Stelle. Leiner bringt es hierzulande auf 18 Geschäfte, Kika zählt 32 Einrichtungshäuser in Österreich.
Darüber hinaus wurde mit Kika auch kräftig im Ausland expandiert. Derzeit gibt es sieben Geschäfte in Ungarn, sieben in Tschechien, vier in der Slowakei, vier in Kroatien sowie je eines in Serbien und in Rumänien.
Paul Koch hat im April 2008 die Geschäftsführung von seinem Vater übernommen. In einem Antrittsinterview sprach er damals schon vom gesättigten österreichischen Markt, von dem kaum Wachstumsimpulse zu erwarten seien. Die Hoffnungen lagen damals ganz auf Osteuropa, wo es allerdings - wie Paul Koch ausführte - regelmäßig Probleme mit Grundstückkäufen und Baugenehmigungen gab. Anzunehmen, dass die Wirtschaftskrise mittlerweile auch dem Osteuropa-Geschäft nicht gerade auf die Sprünge hilft.

Traditionsunternehmen

Naheliegend also, dass die Familie Koch das Traditionsunternehmen nun verkaufen will. Auch wenn dies eine schmerzliche Entscheidung sein dürfte: Das Möbelhaus Leiner wurde im Jahre 1910 mit dem Kauf des Stammhauses in St. Pölten durch Rudolf Leiner gegründet. Sein Sohn übernahm später die Geschäfte, später dessen Schwiegersohn Herbert Koch. Unter ihm wurde im Jahre 1973 das erste Kika-Einrichtungshaus eröffnet, 1999 wurde der Konkurrent Michelfeit mit sieben Einrichtungshäusern in Österreich und zwei Niederlassungen in Ungarn übernommen. Heute rangiert die Gruppe in Österreich hinter Lutz auf Platz zwei im Möbelhandel - noch vor Ikea.

Das dürfte Steinhoff wunderbar ins Konzept passen: Das Unternehmen wurde 1964 vom deutschen Unternehmer Bruno Steinhoff in Niedersachsen gegründet. 1998 wurde das Unternehmen neu strukturiert, Steinhoff International Holdings notiert seitdem in Johannesburg an der Börse - dort hat der Mischkonzern mittlerweile auch seine Zentrale.

In Europa gilt die Gruppe als eines der größten Unternehmen der Möbelbranche. Mehr als 55.000 Mitarbeiter sind weltweit für das Unternehmen tätig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2013)

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