Roman

Eine Influencerin als Glücksfee

Ulrike Sterblich
Ulrike SterblichDorothea Tuch
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Ulrike Sterblich persifliert in ihrem Roman „Drifter“ auf liebevolle Art die Social-Media-Szene und ihre Protagonisten. Niemand wird hier abgezockt, Wünsche werden prompt erfüllt.

Eine hochgewachsene Frau im goldenen Kleid mit einem Zottelhund an der Seite taucht plötzlich im bisher beschaulichen Leben von Wenzel Zahn auf, der bei einem öffentlich-rechtlichen Sender die Social-Media-Kanäle betreut, und das, ohne sich dabei großartig ein Bein auszureißen. Das Besondere an der Begegnung: Als er die Frau das erste Mal sieht, sitzt sie in der U-Bahn und liest im neuen Buch „Elektrokröte“ seines Lieblingsschriftstellers K:B Drifter, das offiziell noch gar nicht erschienen ist. Wenzel eilt zum Buchhändler seines Vertrauens, bestellt es, aber zwei Wochen später, als er es abholen will, ist der Titel gar nicht im System, es gibt keine Informationen mehr darüber.

Merkwürdige Dinge passieren seitdem, am dramatischsten ist der Blitzschlag, der Wenzels Freund Marco Killmann, genannt „Killer“, trifft. Killer ist ab da ein bisschen anders, nicht mehr ganz der Alte, wie leicht verschoben, außerdem hat er rote Blitzmale auf dem Körper, die mal stärker, mal blasser werden, je nach Gemütszustand. Im Marvel-Universum wäre er jetzt ein gefeierter Superheld, der mit Blitzen um sich würfe, oder böser Gegenspieler. Hier aber kündigt er seinen Job als PR-Chef nach einem Teambuilding-Seminar, weil einer der Teilnehmer nach dem angeordneten gemeinsamen Hängen über einem Abgrund unter Panikattacken leidet – ein vergleichsweise sanfter Protest gegen solcher Mitarbeiter-Schikanen. Wenzel hingegen grundelt weiter in seinem Regionalsender und spielt in seiner Freizeit FreeCell, eine Online-Patience-Variante.

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