Ernährung

Schichtarbeit stört Schlaf und Stoffwechsel

In der Autobranche arbeiten die Menschen häufig in wechselnden Schichten.
In der Autobranche arbeiten die Menschen häufig in wechselnden Schichten.(c) AP (Mikhail Metzel)
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In einem kürzlich gestarteten EU-Projekt ergründen Forschungsteams aus sieben Ländern Ursachen für Übergewicht und Adipositas bei Menschen mit wechselnden Arbeitsrhythmen. Wichtiges Ziel: die Prävention.

Wir kennen das alle: „Wenn man einmal eine Nacht durchgemacht hat oder einem die Kinder den Schlaf rauben, braucht man wieder ein bis zwei Tage, bis man sich erholt hat“, sagt Anna Lena Aufschnaiter vom Institut für Diätologie der FH Joanneum in Graz. Der Körper und seine innere Uhr geraten durcheinander. „Schichtarbeiterinnen und -arbeiter müssen das dauerhaft aushalten, noch dazu mit großer Unregelmäßigkeit: Man hat zweimal Nachtdienst, fünfmal Tagdienst und dann wieder ein paar Tage frei.“ Der Rhythmus wechselt also ständig.

In der Europäischen Union betrifft das 34 Millionen Menschen, allein in Österreich sind es 600.000. Oft schlafen sie nicht nur schlecht, sondern nehmen über die Jahre auch deutlich zu – was wiederum mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder Typ-2-Diabetes einhergeht. Über die Mechanismen, was genau bei Schichtarbeit im Körper passiert, ist aber noch wenig bekannt.

Im mit Juni gestarteten EU-Projekt „Shift2Health“ verfolgen 15 Forschungsteams aus sieben Ländern daher das Ziel, das Ernährungsverhalten und die Darmgesundheit Betroffener besser zu verstehen und daraus auch Empfehlungen abzuleiten. Das soll in Studien in Österreich, Deutschland, den Niederlanden, Polen und Dänemark passieren. Man wolle etwa beobachten, ob sich Fettstoffwechsel und Glukosemetabolismus und damit das Körpergewicht positiv verändern lassen, schildert Karl-Heinz Wagner vom Department für Ernährungswissenschaften der Uni Wien, der das groß angelegte Projekt koordiniert.

Körper braucht Rhythmus

Teilnehmen sollen Schichtarbeiter, etwa aus der Automobilbranche, oder Hafenarbeiter sowie Krankenschwestern. „Wir untersuchen Biomarker in Blut, Stuhl, Speichel und Haaren und wollen sehen, ob die Neigung zu Adipositas früh erkennbar wäre“, erläutert Diätologin Aufschnaiter. Sie forscht an der am Projekt beteiligten FH Joanneum im Team von Marlies Wallner. Zusätzlich sind Befragungen und Diskussionen geplant. Weiters interessiert, ob sich Lebensmittel gezielt einsetzen lassen, um den Schlaf oder das metabolische System wieder zu optimieren.

Am Ende des Projekts anno 2028 sollen konkrete Verbesserungsvorschläge stehen. Doch welche Tipps kann man Betroffenen schon jetzt geben? Wichtig sei es gerade bei ständig wechselnden Arbeitsrhythmen, einen guten Plan für das eigene Wohlbefinden zu haben, sprich: eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung, aber auch mentalen Ausgleich, sind sich die beiden Forschenden einig. Gerade in einem unrhythmischen Arbeitsalltag gelte es, einen Rhythmus für den Körper aufrechtzuerhalten, sagt Aufschnaiter: „Wenn ein Schichtarbeiter um 6 Uhr in der Früh heimkommt, ist das für ihn das Abendessen. Daher sollte er leicht bekömmliche und nicht zu fette Lebensmittel zu sich nehmen.“

Aber auch die Betriebe dürften nicht aus der Pflicht genommen werden. Kantinen müssten etwa auch nachts offenhalten und gesundes Essen, etwa auch Salat und Gemüse, bieten“, sagt Projektleiter Wagner. Und was man außerdem nicht vergessen dürfe: „Schichtarbeit ist nicht nur eine Herausforderung für den Stoffwechsel, sondern letztlich auch für das Sozialleben und wie es sich aufrechterhalten lässt.“

In Zahlen

34 Millionen Menschen arbeiten EU-weit im Schichtdienst, 600.000 in Österreich. Das bringt oft auch das Ernährungsverhalten durcheinander.

10 Millionen Euro Förderung erhielt ein neues EU-Projekt, in dem u. a. die Ursachen für Übergewicht und Adipositas bei Schichtarbeiterinnen und Schichtarbeitern erforscht werden sollen.

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