Unterwegs

Zuhause schmeckt es doch nicht am besten

Wieder zu Hause, nach dem Urlaub. Mit einem invertierten Heimweh: Es tut weh, daheim zu sein.

Meine Malaise erstreckt sich bis zum Magen . . . Mir dämmert erstmals: Wie seltsam muss ausländischen Touristen die hiesige Küche erscheinen!

Auch an den heißesten Tagen isst der Österreicher eine heiße Suppe statt eines erfrischenden Salats. Selbigen kombiniert er stattdessen mit jedweder Hauptspeise, was deren zarten Geschmack durch eine penetrante Essignote übertüncht. Italiener irritiert das Rehragout mit Spätzle und Preiselbeeren: Pasta, Secondo Piatto und Dolci in einem, was für Barbaren! Alles Essbare, das nicht bei Drei auf den Bäumen ist, wird gnadenlos in Öl herausgebacken und mit Zitrone überträufelt, auch Eingeweide wie Leber und Hirn. Sofern es nicht irgendwo Ziegelstein-Esser gibt, muss unser gebackener Camembert mit Sauce Tartare in der Disziplin Unverdaulichkeit an der Weltspitze liegen (und entsprechend im Magen). Authentisch runterzuspülen mit Wein, den man mit Wasser streckt, welches so heftig sprudelt, dass es fremden Kehlen aufstößt – sauer, versteht sich: Essig und Zitrone bahnen sich ihren Weg zurück.

Als Alternative drängen sich in Berghütten und Kantinen Süßspeisen auf, derart bombastisch portioniert, dass sie – weltweit einzigartig – zum Hauptgang avancieren. Nach solch traumatischen Erfahrungen dürfen unsere Gäste noch ein exotisches Ritual von Eingeborenen am Nachbartisch bestaunen: So groß kann die Runde, so einheitlich ihre Konsumation gar nicht sein, dass der Kellner nicht von jedem Einzelnen seinen höchstpersönlichen Betrag abkassieren muss. Auf dass nur ja keiner einen Cent zu viel bezahlt! Na Prost. Na Mahlzeit. Willkommen zurück.

karl.gaulhofer@diepresse.com

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