Geldpolitik

Steigen die Zinsen doch noch weiter?

Eine US-Notenbankerin sprach von möglichen Zinserhöhungen – im Plural. Das dämpfte die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Anhebungen.

Die Leitzinsen in den USA liegen derzeit in einer Spanne zwischen 5,25 und 5,5 Prozent. In nicht einmal eineinhalb Jahren hat die US-Notenbank Fed die Zinsen in einem der steilsten Erhöhungszyklen ihrer Geschichte von nahe null Prozent auf diesen Wert angehoben. Grund war die hohe Inflation. Mit Zinserhöhungen versuchen Notenbanken, der Teuerung Herr zu werden, bringen dadurch aber auch Konjunktur, Aktien- und Anleihemärkte stark unter Druck. Höhere Zinsen machen die Kreditaufnahme teurer, erschweren Investitionen und hemmen den Konsum. Zugleich gibt es gut verzinste neu ausgegebene Anleihen, die Aktien und älteren Anleihen mit niedrigeren Zinsen Konkurrenz machen.

Im Vorjahr hatten die Kurse von Aktien und Anleihen als Folge der Zinserhöhungen tatsächlich tief nachgegeben. Heuer machte sich aber die Hoffnung breit, dass die Zinsen bald ihren Höchststand erreicht haben könnten. Manche Marktbeobachter hofften gar, dass die jüngste Anhebung in den USA in Juli die vorerst letzte gewesen sein könnte.

Doch nun gibt es Indizien, dass dem doch nicht so ist. Die US-Notenbankdirektorin Michelle Bowman erwartet angesichts des hohen Preisdrucks nicht, dass der Zinsgipfel in den USA schon erreicht ist. Sie gehe davon aus, dass weitere Zinserhöhungen notwendig seien, um die Inflation auf die Zielmarke von zwei Prozent zu ­drücken, sagte Bowman am Samstag laut Redetext auf einem Bankensymposium in Kansas.

Arbeitsmarkt kühlt sich ab

Der Kurs werde zwar von den einlaufenden Daten bestimmt. Wenn diese aber zeigten, dass die Fortschritte bei der Bekämpfung der Inflation ins Stocken gerieten, sollte die Notenbank Fed bereit sein. Bowman sprach am Samstag zu den Zinserhöhungen im Plural, was darauf hindeutet, dass die Fed aus ihrer Sicht noch mehr als einen Schritt nach oben gehen muss. Die Inflation ist in den USA im Juni auf drei Prozent und damit den niedrigsten Wert seit März 2021 gefallen. Das bedeutet aber immer noch einen weiteren Anstieg der Preise und liegt zudem über dem Zielwert der Fed von zwei Prozent.

Notenbank-Chef Jerome Powell hatte zuletzt die Tür für eine weitere Zinserhöhung im September offengelassen, zugleich aber nicht ausgeschlossen, dass auch eine Pause möglich ist. Zuletzt hatte sich der heiß gelaufene US-Arbeitsmarkt abgekühlt, was am Finanzmarkt für Spekulationen sorgte, der Zinsgipfel könne nun erreicht sein. Allerdings stiegen die Löhne deutlicher als erwartet an, was die Teuerungsrate antreiben könnte.

In der Eurozone liegt der Leitzins derzeit bei 4,25 Prozent. Hier gehen Marktteilnehmer noch viel eher davon aus, dass der Erhöhungsschritt im Juli nicht der letzte war. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Vorjahr später mit den Zinsanhebungen begonnen als die Fed. (Reuters/red.)

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