Haselsteiner: 'Wenn man 70 ist, gehört man in die Würst'

Austrian construction group Strabag CEO Haselsteiner leaves briefly during news conference in Vienna
Austrian construction group Strabag CEO Haselsteiner leaves briefly during news conference in ViennaREUTERS
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Hans Peter Haselsteiner verlässt die Spitze des Baukonzerns Strabag ein Jahr früher als geplant. Wie man Macht geordnet abgibt, habe ihm sein „Freund Christian Konrad" eindrucksvoll vorgezeigt, sagt Haselsteiner.

[Wien] Jetzt hat Hans Peter Haselsteiner doch Ernst gemacht. Bereits am 14. Juni nach der Hauptversammlung wird er die Spitze des Strabag-Konzerns verlassen und an seinen designierten Nachfolger, Thomas Birtel, übergeben. Am Montag teilte Haselsteiner seine Entscheidung mit. Er scheidet somit ein Jahr früher als geplant aus dem Vorstand aus. „Mir ist es lieber, den operativen Bereich ein Jahr früher abzugeben", sagte er im Gespräch mit der „Presse". „Wenn man einmal 70 ist, gehört man in die Würst'", meinte der 69-Jährige scherzhaft, betont aber zugleich, „es ist nicht das Alter", was ihn zum Rückzug bewege.

Vielmehr sei er zur Einsicht gekommen, dass ein „neuer Besen besser kehrt". „Denn wenn ich meine linke Augenbraue hebe, wissen schon alle, was kommt", sagt Haselsteiner selbstironisch.
Der neue Besen ist immerhin zehn Jahre jünger als Haselsteiner und sitzt seit 2006 im Strabag-Vorstand. Der Deutsche Thomas Birtel wurde bereits im Juni des vergangenen Jahres als Nachfolger präsentiert. „Er ist jung genug, um den Konzern dynamisch zu führen, alt genug, um Risken, die nicht beherrschbar sind, zu vermeiden."

Das Unternehmen, das in rund 60 Ländern tätig ist, 76.000 Mitarbeiter beschäftigt und einen Umsatz von 14 Mrd. Euro anpeilt, steckt allerdings in strukturellen Problemen. Diese will Haselsteiner, dessen Familie 28,9 Prozent der Strabag-Aktien hält, noch selbst lösen, bevor er 2015 endgültig in den Ruhestand - was auch immer dieses Wort für Haselsteiner bedeuten mag - treten wird.

Sparprogramm für die Strabag

Als Generalbevollmächtigter will er das Sparprogramm vorantreiben, um ein „effizientes und schlagkräftiges Unternehmen" zu hinterlassen. Aufgaben, die üblicherweise an externe Berater oder Neo-Manager übertragen werden, „möchte ich selbst in die Hand nehmen", sagt Haselsteiner, der 1974 die Baufirma Ilbau seines Schwiegervaters übernommen hat, um daraus einen der größten Baukonzerne Europas zu machen. Unter dem Dach der Strabag SE firmieren heute 900 Unternehmen.

Der Wunsch nach einem Rückzug aus dem Tagesgeschäft keimt in Haselsteiner bereits seit Langem. Im Frühsommer des vergangenen Jahres wurden die ersten Gerüchte kolportiert, Haselsteiner wolle sich zurückziehen. Und tatsächlich habe ihn damals ein Ereignis sehr beschäftigt. „Der Rücktritt meines Freundes Christian Konrad hat mich nachdenklich gemacht", sagte er gestern.

Christian Konrad als Vorbild

Im Frühjahr 2012 kündigte der um ein Jahr ältere Raiffeisen-Boss seinen Rückzug an und zog diesen innerhalb weniger Monate durch. Im Juni vergangenen Jahres gab einer der Mächtigsten in diesem Land viel von seiner Macht ab. Nun liegt es an Haselsteiner, sich sukzessive von der Macht zu trennen.

Nicht trennen will er sich von seinem 28,9-Prozent-Anteil, sagte er zur „Presse". Er bleibt somit nach der Raiffeisen-Uniqa-Gruppe (29,9 Prozent) zweitgrößter Aktionär. 18,2 Prozent der Aktien hält übrigens der russische Oligarch Oleg Deripaska. Knapp 13,4 Prozent der Anteile sind im Streubesitz, den Rest hält die Strabag selbst.

Klar ist, dass Haselsteiner die Vorstandsetage des Konzerns in einer sehr schwierigen Phase verlässt. In ganz Europa sparen öffentliche Geldgeber mit Aufträgen etwa im Straßenbau. Das bekommen wiederum die Baukonzerne zu spüren, die mit Kampfpreisen um die wenigen verbleibenden Aufträge wetteifern. Einige Firmen mussten bereits Insolvenz anmelden oder sind in Schieflage gekommen, so der österreichische Baukonzern Alpine.
Heute wird die Strabag die Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr präsentieren. Allen Beobachtern ist klar, dass das Vorjahresergebnis bei Weitem nicht erreicht werden wird. Das Jahr 2011 war noch von großen Bauaufträgen im Zuge der Fußball-Europameisterschaft in Polen und in der Ukraine geprägt.

Diese Projekte täuschten noch einmal über die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise hinweg. Strabag wies in der vergangenen Bilanz seinen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 334,8 Millionen Euro aus. Heuer rechnen Analysten mit einem Betriebsgewinn von etwa 180 Mio. Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe vom 30.4.2013)

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