Syrien: Angeblich Raketen gegen russischen Zivil-Jet

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Die Insassen sollen dank Ausweichmanöver überlebt haben. Offizielle Stellungnahmen gab es nicht.

[MOSKAU/Damaskus/m.g./AG.] Im syrischen Bürgerkrieg könnte sich eine gefährliche Entwicklung abzeichnen: Russische Medien berichteten am Montagabend unter Hinweis auf informierte „Kreise“ in der russischen und syrischen Regierung, dass ein russisches Passagierflugzeug am selben Tag über Syrien nur knapp zwei Luftabwehrraketen entgangen sei.
Das Flugzeug mit etwa 200 Insassen, hauptsächlich Touristen, sei von Ägypten nach Russland unterwegs gewesen. Zwei Raketen seien von Syrien aus gestartet worden und auf es zugeflogen, der Pilot habe Ausweichmanöver geflogen, die Waffen seien explodiert, ohne Schaden anzurichten.

Offizielle Stellungnahmen gab es nicht. Zudem war unbekannt, welchen Typs die Raketen gewesen sein sollen und wer sie gestartet haben könnte. Die Sache wirft Fragen auf: Ziviljets in ihrer typischen Reiseflughöhe (zehn bis 15 Kilometer) können nur von großen Flugabwehrraketensystemen erreicht werden, wie sie Rebellen in der Regel nicht besitzen; zudem hätten träge Ziviljets dagegen praktisch keine Fluchtchance. Russland ist aber Verbündeter Syriens, und: Syriens Rebellen dürften bestenfalls tragbare „Fliegerfäuste“ russischen (und eventuell US-Typs) besitzen, die so hohe Ziele nicht erreichen können.

Syriens Premierminister Wael Nader al-Halqi hat indes am Montag angeblich ein Bombenattentat unverletzt überlebt. Sechs Menschen seien gestorben, meldete das Staats-TV, als in Damaskus eine Autobombe detonierte. Unter den Toten seien ein Leibwächter und fünf Passanten. Das TV strahlte Bilder des 49Jährigen aus, ohne dass jedoch klar war, von wann diese stammten. Der frühere Gesundheitsminister, der aus der Oppositionshochburg Deraa stammt, steht seit August 2012 an der Spitze der Regierung, nachdem sich sein Vorgänger Riad Hijab mit seiner Familie ins Ausland abgesetzt hatte.

Kämpfe bei C-Waffen-Lager

Unterdessen kam es in der Nähe eines Chemiewaffenkomplexes zu Gefechten zwischen Rebellen und Armee. Auf dem Gelände nördlich von Damaskus, einer stark gesicherten Anlage, soll sich auch ein Giftgasdepot befinden.Ein russisches Passagierflugzeug mit etwa 200 Urlaubern an Bord ist der Agentur Interfax zufolge im syrischen Luftraum mit zwei Raketen beschossen worden. Die Maschine sei nicht beschädigt, meldete Interfax am Montag unter Berufung auf "eine Quelle in Moskau". Die Piloten hätten den Geschossen ausweichen können. Niemand sei verletzt worden. Das Flugzeug sei in einem ägyptischen Ferienort gestartet, hieß es. Russland ist ein enger Partner des syrischen Machthabers Bashar al-Assad.

("Die Presse", Print-Ausgabe vom 30.4.2013)

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