Anspannung vor jüdischem Weltkongress in Budapest

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Die Vollversammlung gilt als Protest gegen den Antisemitismus in Ungarn. Im Vorfeld sorgte die rechtsradikale Partei Jobbik mit anti-jüdischen Parolen für Aufregung.

Im Zeichen der Solidarität mit den ungarischen Juden steht die 14. Vollversammlung des Jüdischen Weltkongresses (WJC), die am heutigen Sonntagabend in Budapest beginnt. Rund 500 Delegierte jüdischer Gemeinden und Organisationen werden an der dreitägigen Vollversammlung teilnehmen, die auch als Protest gegen den erstarkenden Antisemitismus in Ungarn gilt.

Bei der Eröffnungsfeier wird der ungarische Premier Viktor Orban eine Rede halten, ebenso der Vorsitzende des Verbandes der Ungarischen Jüdischen Glaubensgemeinden (Mazsihisz), Peter Feldmajer, und Silvan Shalom, israelischer Minister für Energie- und Wasserwesen, wie die ungarische Nachrichtenagentur MTI am Sonntag berichtete.

Das Programm am Montag wird durch den deutschen Außenminister Guido Westerwelle eröffnet. Im Verlauf werden die Tätigkeit des WJC sowie die Aussichten für die Regelung der Lage in Nahost behandelt. Weiter wird es zur Wahl der Führungsspitze des WJC kommen, der auch als "diplomatischer Arm des jüdischen Volkes" bezeichnet wird. Die Erstarkung der rechtsextremen Ideologie steht am Dienstag auf der Tagesordnung, ebenso die Pläne des Weltkongresses für 2013-2017. Die Vollversammlung wird mit der Rede des WJC-Präsidenten Ronald S. Lauder beendet.

Am Samstag hielt die rechtsradikale Partei Jobbik im Zentrum Budapests eine antisemitische Kundgebung ab, bei der gegen die JWC-Versammlung protestiert wurde. Die Menge rief antisemitische Parolen, forderte "Juden raus" und "Ungarn gehört uns". Die paramilitärische Ungarische Garde stand Spalier.

Der Jobbik-Abgeordnete Marton Gyöngyösi warf der rechtskonservativen Regierung Orbans vor, sie sei "in den Dienst der Zionisten" getreten. Sogar die ungarischen Kindergartenkinder würden im Sinne des Zionismus erzogen. Gyöngyösi hatte zuvor im Parlament gefordert, alle Juden in der Regierung und im Parlament auf eine Liste zu setzen, weil sie ein "nationales Sicherheitsrisiko" darstellten. Jobbik kam bei der Parlamentswahl im Jahr 2010 auf 17 Prozent der Stimmen.

Der israelische Botschafter in Budapest, Ilan Mor, hatte sich vor Beginn der JWC-Tagung besorgt über den wachsenden Antisemitismus in Ungarn gezeigt. "Es hat in den vergangenen Wochen beunruhigende Vorfälle gegeben", sagte Mor der "Bild"-Zeitung (Samstag-Ausgabe). "Die schlechte Wirtschaftslage hat offenbar neuen Antisemitismus hervorgerufen. Die ungarische Regierung darf es nicht bei Ankündigungen belassen, sondern muss mehr handeln."

(APA)

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