Inder wollen Österreich-Filialen der Hypo kaufen

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Um die EU milde zu stimmen, sucht die Hypo einen Käufer für die Österreich-Tochter. Gute Karten hat die indische Srei-Gruppe. Doch der Verkauf des Österreich-Geschäfts ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Wien. Bei der Hypo Alpe Adria geht es Schlag auf Schlag: Am Montag tagte erneut die von der Regierung eingesetzte Taskforce, der auch Experten der Nationalbank und der Finanzmarktaufsicht angehören. Am 17. Mai trifft sich der Aufsichtsrat der Hypo. Bis Ende Mai muss Österreich bei der EU-Kommission einen Sanierungsplan für die Problembank einreichen. Um die Behörden in Brüssel milde zu stimmen, will die Hypo rasch die Österreich-Tochter verkaufen. Laut „Presse“-Informationen laufen dazu gerade die finalen Gespräche, wobei die indische Srei-Gruppe gute Chancen hat.

Die Srei-Gruppe hat ihren Sitz in Kalkutta und notiert an mehreren Börsen. Sie ist eines der führenden privaten Finanzinstitute im Infrastruktursektor in Indien. Sie finanziert unter anderem Projekte in den Bereichen Energie, Telekom und Straßen. Die Srei-Gruppe verfügt in Indien nur über eine eingeschränkte Banklizenz, weil sie in erster Linie Unternehmen betreut. Die Inder wollen nun ihre Aktivitäten in Europa ausbauen. Dazu würde sich die Österreich-Tochter der Hypo Alpe Adria anbieten. Denn damit erhalten die Inder in der EU eine Banklizenz.

Verkauf ist ein Verlustgeschäft

Nicht verkauft wird die Unternehmenszentrale der Hypo in Klagenfurt. Von dort sollen weiterhin die Aktivitäten in Südosteuropa und in Italien gesteuert werden.
Für den Steuerzahler ist der Verkauf der Österreich-Filialen ein Verlustgeschäft. Denn die Hypo hat die Österreich-Tochter, die vorwiegend in Kärnten tätig ist, mit einem Wert von 120 Millionen Euro in den Büchern. Dem Vernehmen nach wollen die Inder aber deutlich weniger zahlen. Ein Hypo-Sprecher sagte zur „Presse“, der Verkauf der Österreich-Tochter befinde sich in der „finalen Phase“ und soll bis Jahresmitte abgeschlossen sein. Zu weiteren Details und möglichen Bietern äußerte er sich nicht.

Der Verkauf des Österreich-Geschäfts ist ein Kompromiss. Die EU-Kommission verlangt, dass die gesamte Bank bis Jahresende verkauft oder geschlossen wird. Das lehnt Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) ab, weil das mehrere Milliarden Euro kostet. Nun zeichnet sich ab, dass der österreichische Staat von der EU für den Verkauf der anderen Hypo-Tochter in Italien und in Südosteuropa mehr Zeit bekommt.

Probleme mit einer Bad Bank

Um überhaupt einen Käufer für das Österreich-Geschäft zu finden, wurden viele faule Kredite in den sogenannten Restrukturierungsbereich übertragen. Derzeit hat die Hypo ein Geschäftsvolumen von 33 Milliarden Euro. Davon sind rund zwölf Milliarden Euro nicht mehr wirtschaftlich erfolgreich zu führen. Es wird überlegt, diese zwölf Milliarden Euro in eine Bad Bank auszulagern. Das Problem dabei: Mit einer Bad Bank erhöht sich der Schuldenstand des Staates.

Daher prüft die von der Regierung eingesetzte Taskforce ein Modell, wonach sich private Investoren mit 51 Prozent an der Bad Bank beteiligen. Der Staat übernimmt zwar umfangreiche Haftungen, würde aber nur 49 Prozent der Anteile halten.

Die Bad Bank wäre auf zehn Jahre ausgerichtet. Erholt sich die Konjunktur, können vielleicht Kredite, bei denen es derzeit Probleme mit der Rückzahlung gibt, wieder bedient werden. Oder es werden Kreditsicherheiten (wie beispielsweise Immobilien) verwertet. Die privaten Investoren, die sich zu einem sehr günstigen Preis bei der Bad Bank beteiligen können, profitieren von der Verwertung. Geht die Sache schief, haftet der Staat.

Für die Gründung einer solchen Bad Bank bedarf es aber der Zustimmung der Bayerischen Landesbank, mit der die Hypo gerade um mehrere Milliarden Euro streitet.

Regierung steckt im Dilemma

Am Montag war auch die Rede davon, dass sich die Staaten am Balkan an der Sanierung der Hypo beteiligen sollen. Doch ein solches Szenario gilt als unwahrscheinlich. Denn die meisten Länder in Südosteuropa wie Slowenien haben selbst genug Probleme.

Die Regierungsparteien ÖVP und SPÖ stecken im Dilemma: Sie möchten unbedingt verhindern, dass sich vor den Wahlen im September die Staatsschulden erhöhen. Daher suchen sie fieberhaft nach Lösungen, damit die drohenden Milliardenverluste nicht sofort, sondern erst in den nächsten Jahren schlagend werden. Ob die EU-Kommission hier mitspielt, ist fraglich. Sie fordert, dass alle Karten auf den Tisch gelegt werden.

Auf einen Blick

Bis Ende Mai muss Österreich in Brüssel einen Sanierungsplan für die Hypo Alpe Adria einreichen. Die EU fordert, dass die Bank bis Ende 2013 verkauft oder geschlossen wird. Dies will Finanzministerin Fekter verhindern. Denn ein solches Szenario kostet Österreich Milliarden. Nun zeichnet sich ein Kompromiss ab: Die Hypo verkauft rasch das Österreich-Geschäft. Dafür bekommt sie für den Verkauf der Töchter in Südosteuropa und in Italien mehr Zeit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.05.2013)

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