Wahlniederlagen und fehlende Bürgernähe: Niederösterreichs Parteichefin gerät immer mehr unter Druck. Die Nachfolger stehen bereit. Noch wehrt sich Barbara Rosenkranz: Sie würde sich sogar einer Kampfabstimmung stellen.
St.pölten/Oli/Apa. Es wird eng für Barbara Rosenkranz: Der Unmut an der Basis wird immer größer – und von der Bundespartei geteilt. Das Sündenregister der niederösterreichischen Noch-FPÖ-Chefin: verlorene Bundespräsidentenwahl, Verluste bei der jüngsten Landtagswahl, mangelnde Bürgernähe, fehlende Begeisterungsfähigkeit. So könne man nicht in die Nationalratswahl gehen, heißt es aus Funktionärskreisen.
Gottfried Waldhäusl, geschäftsführender Klubobmann der FPÖ Niederösterreich, forderte Rosenkranz gestern via ORF-Radio auf, den Weg freizumachen: „Einen Parteitag mit einer Kampfabstimmung würde ich der Partei nicht zumuten.“ Rosenkranz habe im Landesparteivorstand keine Unterstützung mehr. Sie solle „ein Zeichen für die Zukunft setzen“.
Walter Rosenkranz favorisiert
Als Nachfolgekandidaten gelten die Nationalratsabgeordneten Walter Rosenkranz – nicht verwandt, nicht verschwägert – und Christian Höbart. Sie werden auch von der Bundespartei favorisiert. Für die beiden, insbesondere für Walter Rosenkranz, spreche seine „große Spannweite“ zwischen politischer Besonnenheit und notwendiger Angriffigkeit. Gerade in Niederösterreich müsste man sich angesichts der ÖVP-Dominanz als kantige Oppositionspartei positionieren.
Barbara Rosenkranz selbst leistet weiterhin Widerstand, sie scheint die Angriffe aussitzen zu wollen. „Wir müssen wieder Geschlossenheit zeigen“, sagte sie gestern in einer Pressekonferenz. Eine Zerreißprobe vier Monate vor der Nationalratswahl sei „keine gute Idee“ und wäre parteischädigend. Einen Wechsel an der Spitze, so Rosenkranz, werde es nicht ohne außerordentlichen Landesparteitag geben. Sie würde sich jedenfalls einer Kampfabstimmung stellen. Die derzeitige Obmanndebatte sei für sie nicht nachvollziehbar, es habe in den vergangenen Wochen auch keine Vorstandssitzungen gegeben. Eine solche soll nun aber demnächst folgen.
„Scherbenhaufen“ übernommen
Rosenkranz erinnerte daran, dass sie die Landespartei 2003 als „Scherbenhaufen“ – mit Schulden und lediglich 4,5Prozent – übernommen habe. Es sei immer ihre Devise gewesen, innerparteiliche Vorgänge nicht nach außen zu tragen, um ein geschlossenes Bild abzugeben. Die „Spielchen und Intrigen“ seien der FPÖ abträglich, meinte sie – ohne den geschäftsführenden Klubobmann, Gottfried Waldhäusl, namentlich zu nennen.
Noch schärfer formulierte es ihr Verbündeter Leopold Mayerhofer, der Chef der freiheitlichen Gemeinderäte Niederösterreichs: „Wir brauchen kein zweites Knittelfeld.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.05.2013)