Schulterschluss der Textilketten

Schulterschluss Textilketten
Schulterschluss Textilketten(c) REUTERS (ANDREW BIRAJ)
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Nach dem verheerenden Fabrikseinsturz in Bangladesch, der mehr als 1000 Tote gefordert hat, verständigen sich Textilkonzerne auf bessere Arbeitsbedingungen.

Wien/Ag./Red. Nach einem Fabrikseinsturz in Bangladesch, der mehr als 1000 Todesopfer forderte, haben europäische Bekleidungshersteller nun die Konsequenzen gezogen. Konzerne wie H&M und die Zara-Mutter Inditex haben zugesichert, eine Vereinbarung zu unterzeichnen, die die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in dem Land verbessern soll.

Unternehmen wie C&A, Tchibo und Primark haben ebenso angekündigt, der Initiative beitreten zu wollen. Ein endgültiger Entwurf soll heute, Mittwoch, vorgelegt werden. Die Vereinbarung sieht unter anderem eine Stärkung der Arbeitsrechte und höhere Sicherheitsstandards vor. Die Internationale Arbeitsorganisation, wie die weltweite Gewerkschaft IndustriAll, haben das auf fünf Jahre angelegte Abkommen ausgehandelt.

Laut Clean Clothes, einer Kampagne, die sich für verbesserte Arbeitsbedingungen einsetzt, sei der Schulterschluss einiger Branchenriesen nicht nur begrüßenswert, sondern bahnbrechend, wie Michaela Königshofer sagt. Denn zum ersten Mal würde ein rechtlich bindender Vertrag vorgelegt, den man in der Bekleidungsindustrie so noch nie gesehen habe.

Freilich gibt es zahlreiche Konzerne, die sich schon jetzt zur Einhaltung von guten Arbeitsbedingungen in Schwellenländern verpflichten. Doch geht es darum, gewisse Standards zu kontrollieren, werden häufig externe Firmen beauftragt. Diese Kontrollen bilden allerdings nicht immer die Realität ab, kritisiert Königshofer. Auch weil Fabriken daran interessiert seien, sich besser darzustellen, als sie sind.

Zweitgrößter Produzent der Welt

Immer wieder kommt es in Asien zu tödlichen Zwischenfällen in Fabriken. Erst vergangenen November kamen bei einem Brand in einer Textilfirma in Bangladesch mehr als 120 Menschen ums Leben. In den rund 4500 Werken des Landes lassen Bekleidungshersteller aus aller Welt günstig produzieren. 3,6 Mio. Menschen arbeiten in Textilbetrieben. Das Land ist nach China der zweitgrößte Bekleidungsproduzent der Welt. Und das dürfte auch noch länger so bleiben.

Eine Umfrage unter Einkäufern der Beratungsgesellschaft McKinsey von 2011 ergab, dass Bangladesch, Vietnam, Indonesien und Kambodscha in den kommenden fünf Jahren als die wichtigsten „Beschaffungsmärkte“ der Branche gesehen werden. Wohl auch, weil in dem Staat die niedrigsten Löhne der Branche bezahlt werden. Der festgelegte Mindestlohn liegt bei rund 29 Euro im Monat.

Für das Land selbst ist die Textilindustrie von immenser Bedeutung. Sie macht rund 80 Prozent aller nationalen Exporte aus. 2012 summierten sich die Lieferungen in die EU, dem größten Handelspartner, auf 22,4 Mrd. Dollar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.05.2013)

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