Schottland

Wer oder was ist Nessie? Die bisher größte Suchaktion soll Rästel lösen

Loch Ness vom Bunloit Rewilding Estate aus gesehen.
Loch Ness vom Bunloit Rewilding Estate aus gesehen.Russell Cheyne
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Drohnen mit Infrarotkameras werden tagelang Wärmebilder erzeugen und somit dem Phänomen Nessie auf die Spur kommen. Jener Mann, der sogar als Weltrekordhalter im Suchen nach Nessie gilt, glaubt an ein Ende des Mythos - irgendwann: „Es könnte ein Wels sein.“

Mit der größten Suchaktion seit Jahrzehnten wollen Interessierte dem Mythos des Loch Ness in Schottland aufs Neue nachspüren. Ende August sollen Experten und Freiwillige mit modernster Technik den See in den Highlands genau untersuchen. Über Wasser sollen tagelang Drohnen mit Infrarotkameras Wärmebilder erzeugen, unter der Oberfläche wird ein Hydrophon - eine Art Unterwassermikrofon - akustische Signale aufzeichnen.

„Es ist eine organisierte Beobachtung des Loch Ness, das ist großartig“, sagte Vollzeit-Nessie-Sucher Steve Feltham am Donnerstag. „Je mehr Augen auf das Wasser gerichtet sind, desto besser.“ Feltham sucht seit mehr als 30 Jahren direkt am See nach Hinweisen über das „Monster“ - länger als jeder andere.

Nessie-Tourismus

Nessie ist wohl die bekannteste Botschafterin für Schottland. Seit Jahrhunderten gibt es immer wieder Berichte über Sichtungen eines angeblichen Seeungeheuers oder eines großen, unbekannten Wesens im Loch Ness. Der Nessie-Tourismus nahm vor gut 90 Jahren Schwung auf, nachdem die Lokalzeitung „Inverness Courier“ über die Begegnung einer Hotelmanagerin im Ort Drumnadrochit mit einem „Wassermonster“ berichtet hatte. In dem Hotel befindet sich mittlerweile das Loch Ness Centre, das über Nessie und den See informiert und Touren anbietet. Das Zentrum arbeitet bei der Suche mit der Gruppe Loch Ness Exploration (LNE) zusammen. Zuletzt wurde der See 1972 systematisch nach einem unbekannten Lebewesen durchsucht - ohne Ergebnis.

„Wir hoffen, dass wir eine neue Generation von Loch-Ness-Enthusiasten inspirieren können“, sagte Alan McKenna von LNE der britischen Nachrichtenagentur PA. „Indem man sich dieser großformatigen Oberflächensuche anschließt, hat man die Gelegenheit, persönlich zu diesem faszinierenden Geheimnis beizutragen, das so viele Menschen auf der ganzen Welt fasziniert hat.“

„Es könnte ein Wels ein, glaube ich“

Steve Feltham gilt als Weltrekordhalter im Nessie-Suchen. Seiner Meinung nach wird das Rätsel um das Seeungeheuer vom Loch Ness irgendwann aufgeklärt werden. „Irgendwas wird entdeckt werden, dass diese kurzen Sichtungen erklärt und warum das Sonar oft anschlägt“, sagte Steve Feltham. „Das wird die Rechtfertigung sein für all die Jahre, die ich dabei versagt habe, es zu sehen. Es wird die Rechtfertigung sein für all die Augenzeugen, die berichtet haben, dass sie etwas Unerklärliches gesichtet haben“, sagte Feltham in einem Interview im April.

Der 60-Jährige Feltham machte vor 32 Jahren sein Hobby zum Beruf und zog aus Südengland nach Dores direkt an den Strand des sagenumwobenen Sees in den schottischen Highlands. Für seine Ausdauer ist er vom Guinness Buch der Rekorde ausgezeichnet worden.

Eine Nessie-Figur im Loch Ness in Schottland. Steve Feltham schließt aus, dass ein Plesiosaurier den schottischen See bewohnt.
Eine Nessie-Figur im Loch Ness in Schottland. Steve Feltham schließt aus, dass ein Plesiosaurier den schottischen See bewohnt.Foto Begsteiger Keg

Ein Phänomen seit 1933

Vor 90 Jahren, am 2. Mai 1933, berichtete erstmals eine Zeitung über ein „Monster“ im Loch Ness. Seitdem haben zahlreiche Augenzeugen Sichtungen gemeldet. Einige Experten verweisen zudem darauf, dass Sonaraufzeichnungen wiederholt unerklärliche Ergebnisse ergeben hätten. Die schlechte Sicht im tiefen, torfhaltigen See erschwert zudem die Suche.

„Viele Menschen weltweit glauben, dass es nur ein Märchen ist, eine Legende“, sagte Feltham. „Endlich den Beweis zu bekommen, dass da doch etwas ist, darum geht es.“ Es sei klar, wenn auch bedauerlich, dass es sich bei Nessie nicht um einen Plesiosaurier handle. „Es gibt viele mögliche Erklärungen“, betonte Feltham. Dass Nessie ein großer Aal ist, schließt er aber aus. Solche Tiere gebe es in vielen schottischen Lochs. „Es könnte ein Wels sein, glaube ich“, sagte er. Kleine Bestände des zweitgrößten Süßwasserfisches der Welt seien womöglich im Viktorianischen Zeitalter während der Herrschaft von Queen Victoria (1837-1901) ausgesetzt worden.

Eine baldige Lösung erwartet Feltham aber nicht. Es gebe ein paar Boote, die Sonaraufzeichnungen machten, und einige Touristen, die aber nicht geschult seien, eine Robbe oder einen Otter zu unterscheiden. „Die Welt fragt sich, warum das Rätsel nicht längst gelöst wurde, wo doch so viel geforscht wird - bei dieser Forschung handelt es sich aber meistens um mich und mein Fernglas.“ Mit der angekündigten Großaktion könnte die Forschung zur Nessie-Suche allerdings auf ein neues Niveau gehoben werden.

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