In der Verfilmung der Roman-Tetralogie von Ford Madox Ford kehrt Benedict "Sherlock" Cumberbatch ins TV zurück.
Die Briten kommen! Das gilt nicht nur fürs Kino, wo Stars wie Christian Bale als Batman oder Daniel Craig als James Bond wahlweise Gotham City oder das britische Empire vor dem Bösen retten und nebenbei Hollywood erobern – auch im Fernsehen sind Schauspieler und Produktionen britischer Provenienz Verkaufsschlager. Nach „Call the Midwife“ (einer der erfolgreichsten BBC-Produktionen seit Jahren, die im Mai auf Servus TV angelaufen ist) und der als Mischung aus Kostüm- und Historienfilm angelegten britischen Erfolgsserie „Downton Abbey“ (ATV) zeigt Arte ab heute die von der BBC und dem US-Sender HBO koproduzierte, preisgekrönte Dramaserie „Parade's End“ – eine Verfilmung der gleichnamigen, 1924 bis 1928 entstandenen Tetralogie von Ford Madox Ford – mit einem der derzeit gefragtesten britischen Darsteller, Benedict Cumberbatch („Sherlock“, „Star Trek“, „Van Gogh“...), in der Hauptrolle.
Ein Gentleman zwischen zwei Frauen
Ein Gentleman ist laut „Wahrig“ ein „Mann von vornehmer Gesinnung und Lebensart“, auch der Begriff „ritterlich“ passt vortrefflich auf Christopher Tietjens, die Hauptfigur des Romanzyklus „Parade's End“, die Ford Madox Ford als Ideal und Alter Ego betrachtete. Ein Gentleman, der – ganz nobel und very British! – versucht, seinen Prinzipien treu zu bleiben, obwohl er sich zwischen zwei Frauen hin- und hergerissen fühlt: der eigenen, die ihn betrügt, der er aber per Ehegelübde verpflichtet ist (Rebecca Hall), und einer engagierten jungen Frauenrechtlerin (Adelaide Clemens). Ford Madox Ford siedelt den Gewissenskonflikt seines Protagonisten (steif, aber verletzlich dargestellt von Cumberbatch) am Anfang des 20.Jahrhunderts an – vor dem Niedergang der traditionellen britischen Gesellschaft und am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Drehbuchautor Tom Stoppard („Shakespeare in Love“) hat das Drama für das Fernsehen als sechsteilige Miniserie in Szene gesetzt – und beim Festival International des Programmes Audiovisuel in Biarritz Gold gewonnen. Nicht nur für Brit-Fans ein Muss.
„Parade's End“: Teil 1–3 ab 20.15 h, Arte
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.06.2013)