Der Handelsstreit zwischen der EU und China geht in die nächste Runde. Nun prüft Peking offenbar Strafzölle auf europäische Oberklasse-Autos.
Die deutsche Autobranche droht einem französischen Zeitungsbericht zufolge in den Handelsstreit zwischen China und der EU zu geraten. Das Blatt "Les Echos" berichtete am Freitag unter Berufung auf nicht näher genannte europäische Quellen, dass die Regierung in Peking nun auch Strafzölle auf Fahrzeuge europäischer Oberklasse-Autobauer erwäge. Hintergrund seien Vorwürfe, dass die Hersteller dank Beihilfen ihre Fahrzeuge in China unter Wert verkaufen könnten. Die chinesischen Behörden prüften entsprechende Beschwerden einheimischer Autobauer. Vor allem BMW, Daimler und Audi sind in China in diesem Segment stark vertreten.
Als Reaktion auf Strafzölle der EU-Kommission auf chinesische Solarmodule hatte die Volksrepublik erst am Mittwoch eine Anti-Dumping- und Anti-Subventions-Prüfung gegen europäische Wein-Importe eingeleitet, was vor allem Frankreich treffen würde ("DiePresse.com" berichtete).
Pkw-Markt wächst schnell
Erste Strafzölle für Pkw könnten ab September erhoben werden, befürchten die europäischen Autobauer. Im Visier stehen Autos mit einem Hubraum von mehr als zwei Litern. Dieses vor allem von deutschen Herstellern dominierte Marktsegment machte zuletzt laut des deutschen Herstellerverbands VDA acht Prozent des chinesischen Automarkts aus.
Insgesamt wurden in China im vergangenen Jahr 13,2 Millionen Pkw verkauft - zwanzig mal mehr als im Jahr 2000. Zum Vergleich: In Europa fielen die Verkaufszahlen 2012 mit gut zwölf Millionen Neuwagen auf den tiefsten Stand seit 1995. Der Autoexport aus Europa nach China brummt: 2011 gingen laut ACEA knapp 545.000 Pkw im Wert von mehr als 17 Milliarden Euro nach China, knapp ein Fünftel der europäischen Autoausfuhren in alle Welt.
"Strafzölle sind eine Sackgasse"
Der Branchenverband VDA erklärte in Berlin: "Strafzölle sind eine Sackgasse." Die gegenwärtigen Unstimmigkeiten zwischen der EU-Kommission und der chinesischen Regierung müssten am Verhandlungstisch ausgeräumt werden. An die EU-Kommission appellierte der Verband, den "Weg des konstruktiven Dialogs" auszuschöpfen, so wie es auch die Bundesregierung wolle.
Deutschland und andere EU-Staaten haben sich gegen die EU-Solarstrafzölle ausgesprochen, weil sie einen Handelskrieg mit der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt befürchten. Die europäische Solarbranche befürwortet sie jedoch, weil sich die Unternehmen durch Billigimporte aus China in ihrer Existenz bedroht sehen.
(APA/Reuters)