Jankos Befreiungsschlag

Bei Trabzonspor scheint Marc Janko abgeschrieben, bei Teamchef Koller aber ist der Stürmer gesetzt. Er dankte es mit einem Treffer: »Für mich ist es die Genugtuung.«

Tore hat der Salzburger Marc Janko in seiner Fußballerkarriere schon viele erzielt. Doch sein Kopfballtreffer im WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden wird vielen noch länger in Erinnerung bleiben. Denn es sicherte nicht nur den wichtigen 2:1-Sieg in der Gruppe C und damit vorerst den zweiten Platz, sondern bewies auch, dass der bei seinem Klub Trabzonspor auf dem Abstellgleis ruhende Spieler nach wie vor ein Fixpunkt in jedem Angriffsspiel sein kann. Janko selbst war auch von diesem Abend angetan, er sagt: „Das war eines meiner schönsten Tore, denn es hat eine unglaubliche Geschichte vollendet.“

Diese „unglaubliche Geschichte“ begann am 17. Februar 2013. Trabzonspor verlor in der türkischen Meisterschaft gegen Fenerbahce mit 0:3. Für Janko sollte es das letzte Spiel für dreieinhalb Monate bleiben. Trainer Tolunay Kafkas verbannte den Österreicher. Es begann eine Zeit des Zweifelns. War es die richtige Entscheidung nach Stationen in Enschede und Porto? „Die letzten Monate waren eine katastrophale Zeit“, sagt der 29-Jährige, der nun nach 35 Länderspielen bei 15 Toren hält. Einer hat dabei aber nie auf ihn vergessen: Teamchef Marcel Koller. „Er hat mich oft angerufen, mir Mut zugesprochen“, erzählte Janko.

So etwas vergisst ein Spieler, sofern er Charakter besitzt, nie. Denn Kritiker rufen fehlende Einsatzzeiten schnell auf den Plan. Und Stürmer werden ausnahmslos an Toren gemessen. „Ich bin dem Teamchef extrem dankbar, dass ich das Vertrauen geschenkt bekommen habe. Ich denke, ich habe ihm nun etwas zurückgegeben. Und für mich bedeutet es jede Menge Genugtuung. Mein mittlerweile gefeuerter Trainer ist offenbar doch nicht ganz so richtig gelegen...“ Trotzdem: Wie es mit ihm nun in der Türkei weitergehen werde, ist nach wie vor offen.

Der 1,96 Meter große Fußballer erlitt aber auch einen Rückschlag. Er verabschiedete sich mit Verdacht auf einen Muskelfaserriss, er wurde in der Pause aus dem Spiel genommen. Seiner Karriere sollte das Wehwehchen keinen Abbruch tun, sagt Janko, was auf einen Abschied aus Trabzonspor schließen ließ. Er suche weiterhin das Gespräch mit den Klubchefs und hat für alle Fälle nun auch ein „ganz gutes Bewerbungsvideo“ im Gepäck.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.06.2013)

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