Wer weniger verliert, gewinnt. So einfach – und traurig – ist das.
Im Idealfall kann ein Kanzler, also einer mit Bonus, einen Wahlkampf inszenieren lassen, in dem er als Regierungschef mehr oder weniger über den Parteien schwebt und solcherart auch Wechselwillige aus anderen weltanschaulichen Lagern zu sich herüberziehen. Bruno Kreisky hat es so gemacht. Angela Merkel macht es so.
Werner Faymann kann das nicht. Daher ist der Wahlkampf der SPÖ mit seiner Reichensteuerpropaganda ganz auf das Halten der eigenen Kern- und Stammwähler zugeschnitten. Wer sonst soll mit dem eher nichtssagenden Slogan „Die Partei der Arbeit“ auch etwas anfangen?
Und wie es derzeit aussieht, reichen die sozialdemokratischen Kernwähler noch immer aus, um der SPÖ Platz eins zu sichern. Die Strategie der ÖVP, Themen, die grundsätzlich dem politischen Gegner und mitregierenden Partner zugeschrieben werden, durch „feindliche Übernahme“ – wie zuletzt beim Wohnen – zu neutralisieren, ist bisher nicht aufgegangen. Die SPÖ liegt konstant in allen Umfragen voran.
Sofern nicht noch ein unerwartetes Reizthema auftaucht, dass die Wähler mobilisiert – „Sumsigate“ kam um ein paar Wochen zu früh –, wird das Ergebnis der Nationalratswahl 2013 also wohl in erster Linie darüber Auskunft geben, wie viele Stammwähler die beiden Großparteien noch haben. Es dürften weniger als je zuvor sein. Aber für einen Kanzler reicht es. Höchstwahrscheinlich.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2013)