Schlimmster Brand auf der Ferieninsel in den letzten 20 Jahren: Die Touristengemeinde Estellencs wurde evakuiert, 700 Menschen aus ihren Häusern geholt.
Madrid. Riesige graue Rauchwolken sind schon beim Anflug auf Mallorca über dem Westen der Insel zu sehen. Asche regnet auf Dörfer und Strände nieder. Die Sonne verschwindet immer wieder hinter Qualmschwaden. Löschflugzeuge und Hubschrauber donnern durch die Luft. Einsatzfahrzeuge fahren mit Sirenengeheul durch die Straßen. Der riesige Waldbrand im Tramuntana-Gebirge nahe der Urlaubsgemeinde Andratx sorgte am Sonntag auf Mallorca für Katastrophenstimmung.
Mehr als 2000 Hektar Wald- und Buschland wurden im Westen der Berglandschaft bereits Raub der Flammen. Das Großfeuer, das Freitag ausbrach, gilt jetzt schon als der schlimmste Waldbrand auf der Insel in den letzten 20 Jahren. Er wütet in einer der schönsten Landschaften Mallorcas. Das Tramuntana-Gebirge, mit seinen uralten Pinien, Steineichen und Olivenbäumen, wurde von der Unesco zum Naturerbe der Menschheit erklärt. Auch am Sonntagnachmittag konnte die Feuerwehr keine Entwarnung geben. 800 Wehrmänner, Soldaten und Zivilschützer kämpften gegen die Katastrophe. Unterstützt von Freiwilligen, die ihre Fincas und Siedlungen mit Gartenschläuchen und Wassereimern verteidigten.
Nach mehreren Randbezirken von Andratx musste auch der Ort Estellencs nahe der Westküste evakuiert werden, weil sich die Flammen bis in die Vorgärten dieses beschaulichen Nestes am Fuße des Gebirges gefressen hatten. Rund 700 Menschen, darunter etliche Touristen, mussten fliehen. Betroffen waren mehrere Hotels und ein Ferienlager. Auf Mallorca herrschte die letzten Tage brütende Hitze mit Temperaturen über 30 Grad im Schatten, geringer Luftfeuchtigkeit und kräftigen Winden. Bei diesem Klima kann schon ein Zigarettenstummel oder eine Glasscherbe in der trockenen Landschaft einen Großbrand verursachen.
Brände auch in Griechenland
Auch auf den griechischen Ferieninseln Rhodos und Kreta wüteten am Wochenende zwei Großfeuer. 4000 bis 5000 Hektar Waldland vernichtete allein der Brand in Süd-Rhodos. Die Feuer waren am Samstag ausgebrochen und hatten sich am Sonntag ausgeweitet. Über die Gemeindebezirke Lindos und Süd-Rhodos wurde der Notstand ausgerufen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.07.2013)
