Young Singers Project: Toni Gradsacks Gespür für Talente

Young Singers Project: Toni Gradsacks Gespür für Talente
Young Singers Project: Toni Gradsacks Gespür für Talente(c) Luigi Caputo/Salzburger Festspiele
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Porträt. Toni Gradsack ist Scout für hervorragende Stimmen: Er leitet das Young Singers Project der Salzburger Festspiele.

Ein singender Brad Pitt aus der Ukraine, dessen Bariton jedes Herz zum Beben bringt. Eine erst 23-jährige Königin der Koloraturen, die das Zeug zu einer internationalen Karriere hat. Oder ein junger und vielversprechender Rockopernsänger aus Kanada, eine lyrische Sopranstimme aus Kärnten und ein gut aussehender, junger Tenor aus Wien, dem in der Welt der klassischen Musik alle Türen offen stehen – Toni Gradsack, Leiter des Young Singers Project (YSP) der Salzburger Festspiele, gerät ins Schwärmen, wenn er von „seinen“ Sängerinnen und Sängern spricht.

Er sucht in aller Welt nach Gesangstalenten und lädt sie zu einem sommerlichen Ausbildungsprogramm nach Salzburg ein. 21 junge Menschen nehmen heuer teil. „Ich will, dass die Jungen auf die Bühne gehen und Erfahrung sammeln“, sagt Gradsack, der sich mit viel Herzblut dem Fördern des Sängernachwuchses verschrieben hat. In den Meisterklassen des YSP unterrichten Stars wie Thomas Hampson, Christa Ludwig und Helmut Deutsch.

Dass das YSP, mit dem auch Auftritte in Festspiel-Produktionen und viel internationale Aufmerksamkeit verbunden ist, ein Karrieresprungbrett sein kann, haben die vergangenen Jahre gezeigt. Der italienische Tenor Antonio Poli erhielt nach seinem Stipendium Engagements in London, Venedig, Salzburg, Mailand und Glyndebourne. André Schuen, ein junger Bariton, der 2010 am YSP teilnahm, sang im vergangenen Jahr in Salzburg an der Seite von Stars wie Jonas Kaufmann und Magdalena Kozena.

Das Aufspüren der Opernstars von morgen ist für Toni Gradsack eine echte Leidenschaft. Der gebürtige Kärntner, der seit 18 Jahren beim Engagement von Sängern die rechte Hand von Festspiel-Intendant Alexander Pereira ist und in Salzburg das Castingbüro leitet, hat selbst langjährige Erfahrung auf und hinter der Bühne. „Ich war das schwarze Schaf in der Familie und habe schon als Achtjähriger lieber Rigoletto als Beatles gehört“, erzählt Gradsack.

Nach der Matura an der Handelsakademie machte der Villacher eine Ausbildung zum Sänger und arbeitete als Regieassistent am Stadttheater Klagenfurt. „Ich habe Chor, Sologesang und Musical gemacht. Ich wollte das lernen, um zu verstehen, wie es funktioniert.“ Danach folgten Stationen in Deutschland, bei den Bregenzer Festspielen und schließlich am Opernhaus Zürich. „Ich weiß, wie es ist, auf der Bühne zu stehen.“

Deshalb hält er auch nichts vom klassischen Vorsingen. „Das ist entwürdigend.“ Er geht lieber in jeder freien Minute zu Konzerten und Auftritten von Studierenden an Musikhochschulen und hört einfach nur zu. „Ich suche in den Kellern“, scherzt er. Bei diesen ersten Auftritten finde er die Stars von morgen. Dabei geht es ihm nicht so sehr um Stimme und Technik. Wichtig ist ihm die Persönlichkeit. Von ausgefallenen oder sehr schwierigen Stücken lässt er sich nicht beeindrucken. Auf eines legt er allerdings großen Wert: „Wer nicht Mozart singen kann, der wird bei mir nicht genommen.“ Mozart sei nämlich die beste Gesangsschule der Welt.

Das Potenzial bei talentierten Sängern ist groß, ihre Möglichkeiten für Arbeit in Salzburg vielfältig. Gradsack hat im heurigen Sommer nicht nur die 21 Sänger für das YSP an die Salzach geholt. Erstmals wurden auch die Lehrbuben in den „Meistersingern von Nürnberg“ mit jungen Sängern besetzt. Im „Sommernachtstraum“ erhielten 24 Nachwuchssänger eine Chance. Und auch im Kinder- und Jugendprogramm des Festivals sind die Talente stark vertreten.

„So viele junge Menschen hatten wir noch nie“, sagt Gradsack. Und freut sich, wenn seine „musikalischen Kinder“ Iurii Samoilov aus der Ukraine, Estelle Poscio aus der Schweiz, Iain MacNeil aus Kanada, Martin Piskorski aus Österreich und all die anderen in den nächsten Jahren auf den Besetzungslisten großer Opernhäuser oder Festivals auftauchen.

Zur Person

Talentscout. Toni Gradsack leitet das Castingbüro der Salzburger Festspiele und das Young Singers Project des Festivals. In der ganzen Welt sucht er nach Gesangstalenten und lädt sie zu einem sommerlichen Ausbildungsprogramm nach Salzburg ein.
Heuer nehmen insgesamt 21 junge Menschen aus zehn Ländern teil. Vom klassischen Vorsingen hält Toni Gradsack nichts. Er besucht lieber Konzerte und Auftritte von Studierenden an Musikhochschulen und hört, wie er sagt, „einfach nur zu“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.08.2013)

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