Nach Erhöhung der Tarife: Taxifahrten zurückgegangen

Nach Erhöhung der Tarife: Taxifahrten zurückgegangen
Nach Erhöhung der Tarife: Taxifahrten zurückgegangen(c) APA (GEORG HOCHMUTH)
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Die Tarife wurden im Dezember um 8,4 Prozent erhöht. Um etwa diesen Wert gingen die Fahrten zurück.

Wien/Kb. Dass Autofahrer angesichts stetig steigender Treibstoff- und Parkkosten zwar gern lamentieren, aber kaum reagieren, ist hinlänglich bekannt. Für Taxikunden in Wien scheint diese Erkenntnis nicht zu gelten. Denn seit der massiven Tariferhöhung Anfang Dezember sind Taxifahrten deutlich zurückgegangen.

„Die Einbußen bewegen sich im mittleren einstelligen Prozentbereich, etwas unter den 8,4 Prozent, um die die Tarife damals angehoben wurden“, sagt Martin Hartmann, Geschäftsführer von 40100, der größten Taxifunkzentrale in Wien. „In jüngster Vergangenheit zeichnet sich aber wieder eine Normalisierung der Taxibestellungen ab, der Wert nähert sich jenem von vor den Erhöhungen.“ Warum das so ist, könne er auch nicht genau erklären. „Wird wohl ein marktpsychologisches Phänomen sein“, so Hartmann. „Man könnte sagen, die Kunden haben die erste Schrecksekunde überwunden und fahren wieder öfter mit dem Taxi.“

Eine Entwicklung, die auch Christian Gerzabek, Fachgruppenobmann in der Wiener Wirtschaftskammer, bestätigt. „Wenngleich man präzisieren muss, dass der Rückgang bei den Bestellungen über Funk etwas stärker ist als bei jenen ohne Funk“, betont Gerzabek. Denn seit Dezember müssen Fahrgäste auch etwas mehr bezahlen, wenn sie telefonisch ein Fahrzeug anfordern. Dieses Service kommt auf 2,80 Euro statt zuvor 2,50 Euro. Spürbar angehoben wurde vor allem die Grundtaxe. Sie beläuft sich auf 3,80 Euro am Tag statt zuvor 2,50 Euro bzw. 4,30 Euro statt 2,60 Euro in der Nacht. Die 8,4-prozentige Erhöhung orientiert sich an einer fünf Kilometer langen Fahrt inklusive fünf Minuten Wartezeit.

Für Mehmet Gül, seit 15 Jahren Taxifahrer in Wien, wurde die Tariferhöhung „denkbar unglücklich kommuniziert“. Daher sei auch der Rückgang an Bestellungen so deutlich ausgefallen. „Die wenigsten Kunden sind wirklich von einer 8,4-prozentigen Erhöhung betroffen, weil in Wien kaum einer fünf Kilometer oder mehr mit dem Taxi fährt“, meint Gül. „Meiner Einschätzung nach liegt der Aufschlag bei vier bis fünf Prozent. Das haben mittlerweile auch die Kunden bemerkt und kehren zu ihren alten Gewohnheiten zurück, was das Taxifahren angeht.“

Nacht-U-Bahn ohne Folgen

De facto keine Auswirkungen auf die Taxibranche hatte die Einführung der Nacht-U-Bahn im September 2010 – obwohl es seither immer wieder Klagen der Taxifahrer gibt, die sich über sinkende Kundenzahlen beschweren.

Wenn überhaupt, dann sind Gerzabek zufolge am ehesten noch die weniger flexiblen Autos ohne Funk (etwa die Hälfte aller Taxis) betroffen. Aber auch bei ihnen seien viele Beschwerden aufgrund der Fahrtenbücher kaum nachvollziehbar. „Die Rede ist von vier, fünf Stunden in den Nächten an Tagen, die ohnehin die umsatzstärksten in der Woche sind“, so Gerzabek. „Auch vor 2010 fuhr die U-Bahn bis Mitternacht, und dann wieder ab fünf Uhr. Was soll sich da dramatisch verändert haben?“

Auch Hartmann bekräftigt, dass sich die Nacht-U-Bahn nicht negativ auf Taxibestellungen ausgewirkt habe. Ebenso wenig wie das boomende Carsharing. Denn nicht selten komme es vor, dass Leute mit einem Leihauto auf Veranstaltungen fahren, es dort stehen lassen und sich mit dem Taxi nach Hause bringen lassen, weil sie etwas getrunken haben. „Ohne Carsharing wären sie vielleicht gar nicht hingefahren“, meint Hartmann. „Daher ist und bleibt der einzige Feind des Taxis das Privatauto.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2013)

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