Gibraltar: Seit 300 Jahren ist der Felsen in britischer Hand

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Das Tor zum Mittelmeer wurde 1713 von den Briten erobert. Doch Spanien hat seine Ansprüche nie aufgegeben.

Das britische Gibraltar an der Südspitze der Iberischen Halbinsel ist seit mehr als drei Jahrhunderten ein Zankapfel zwischen London und Madrid. Mit 6,5 Quadratkilometern ist das Gebiet nur etwa so groß wie der Wiener Gemeindebezirk Währing. Im einst strategisch bedeutenden "Klein-Britannien" am Eingang des Mittelmeeres leben 28.000 Menschen meist spanischer, portugiesischer oder marokkanischer Herkunft. Der Tourismus ist der bedeutendste Wirtschaftssektor - noch vor den Finanzdienstleistungen in dem Steuerparadies.

Der britische Admiral George Rooke hatte den rund 400 Meter hohen Kalkfelsen 1704 im spanischen Erbfolgekrieg erobert. Im Friedensvertrag von Utrecht wurde Gibraltar 1713 auch offiziell den Briten zugesprochen. Nach dem Vertrag steht Spanien das Recht des ersten Zugriffs zu. Dieses käme zur Anwendung, falls London auf seine Hoheitsrechte verzichtete.

Dem Bourbonen-König Philipp V. (1683-1746, König von Spanien 1700-1746) wird der Satz zugeschrieben: "Wie mit Dornen in den Füßen müssen wir Spanier leben, solange Gibraltar zu England gehört." Madrid erneuerte im Laufe der Zeit immer wieder seinen Anspruch auf Gibraltar, das 1830 britische Kronkolonie wurde.

Als London der Besitzung 1969 eine Verfassung mit Autonomierechten gab, antwortete Spaniens Diktator Francisco Franco (Regierungszeit 1939-75) mit einer Blockade, die erst 1982 gelockert wurde. Spanien hat seine Ansprüche auf das Territorium allerdings bis zum heutigen Tag nicht aufgegeben. Bei einem Referendum im Jahr 2002 stimmten 99 Prozent der Bewohner für einen Verbleib bei Großbritannien. Heute gilt das britische Überseegebiet als Teil der Europäischen Union, hat aber gewisse Sonderrechte.

Im Altertum galt Gibraltar als eine der "Säulen des Herakles". 711 wurde Gibraltar von den muslimischen Arabern und Berbern eingenommen. Der Name Gibraltar stammt aus dem Arabischen - Jebel al-Tariq ("Berg des Tarik") -, nach dem maurischen Feldherrn Tariq ibn Ziyad. Die Muslime beherrschten Gibraltar mit einer kurzen Unterbrechung bis zur Wiedereroberung der iberischen Halbinsel durch christliche Mächte (Reconquista) 1492.

Die berühmtesten Bewohner der Kronkolonie am Eingang des Mittelmeeres dürften die dort frei lebenden Affen sein. Nach der Legende bleibt Gibraltar so lange britisch, wie sich die Kolonie der Makaken auf dem Felsen hält.

(APA/dpa)

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