Die ukrainisch-orthodoxe Wladimir-Kathedrale in Kiew.
Religion

Die Orthodoxen und die Politik

Die Abspaltung der orthodoxen Kirche vor fast 1000 Jahren führte zu einer Kluft zwischen Ost und West. Ihre Rolle in Europas Kriegen nach 1945 ist unübersehbar. 

Der Glaube, dass es nach den ungeheuren Grausamkeiten des Zweiten Weltkriegs zumindest in Europa keine derartige Entwicklung mehr geben würde, wurde seit 1945 zwei Mal erschüttert. Beide Male mit tiefgehenden Folgen, zerbombten Städten, Flüchtlingsströmen, Morden an der Zivilbevölkerung. Es waren dies die Kriege zwischen den ehemaligen Teilstaaten des kommunistischen Jugoslawien in den 1990er-Jahren und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, der am 24. Februar 2022 begann. Die treibenden Kräfte sind damals wie heute namentlich bekannt, ehemalige Kommunisten, die zu fanatischen Nationalisten wurden, Slobodan Milošević und Wladimir Putin. Unterstützung fanden sie auch von den herrschenden Konfessionen ihrer Länder: von der serbisch-orthodoxen bzw. der russisch-orthodoxen Kirche.

Es ist bis heute nicht geklärt, ob Milošević das serbisch-orthodoxe Christentum nur aus strategischem Kalkül benutzt hat, jedenfalls konnte er mit der Hilfe ranghoher kirchlicher Würdenträger und dem Beifall der serbisch-orthodoxen Christen rechnen, um seine nationalistischen Ziele durchzusetzen. Die Bindung der Bevölkerung an die atheistische Ideologie des Kommunismus war nur vage, sie fühlte sich mehr oder weniger an die Kirche gebunden. Der mehrheitlich von muslimischen Albanern bewohnte Kosovo galt den Serben als Ursprungsland und Herzstück ihrer Kultur und Religion, als „Altserbien“. Dessen mittelalterliche Helden wurden von der serbisch-orthodoxen Kirche in religiöse Zusammenhänge gerückt. Milošević brauchte die Kirche dringend als Bündnispartner. Die Bürgerkriegsparteien ließen sich in der Folge zu extrem nationalistischen und extrem religiösen Positionen aufstacheln. Das Religiöse trat dabei immer stärker in den Vordergrund.

Putin und der Patriarch

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