Unternehmensergebnisse

Konjunktur bremst große Konzerne aus: Aktien reagieren

Die Siemens-Aktie reagierte heftig auf die Ergebnisse des dritten Quartals.
Die Siemens-Aktie reagierte heftig auf die Ergebnisse des dritten Quartals. APA
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Siemens und Wienerberger legten am Donnerstag ihre Zahlen vor. Eines vorweg: Den Aktionären gefielen die Ergebnisse nicht.

Das Wirtschaftswachstum wird in diesem Jahr nicht mehr in lichte Höhen wachsen. In den Bilanzen so mancher Unternehmen macht sich das inzwischen auch bemerkbar. Etwa in jener des deutschen Industriegiganten Siemens. Der Konzern konnte im dritten Quartal seines Geschäftsjahres zwar einen Gewinn von 1,4 Mrd. Euro erzielen, nach einem Verlust von 1,5 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum. Doch in der größten Sparte Digital Industries sank der Auftragseingang um mehr als ein Drittel. Insbesondere im kurzzyklischen Geschäft mit der Automatisierung von Fabriken habe sich ein „beschleunigter Rückgang“ gezeigt, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.

Bis in das im Oktober beginnende Geschäftsjahr 2023/24 hinein erwartet Finanzvorstand Ralf Thomas für das Aushängeschild Digital Industries jedenfalls „eine Verlangsamung der Wachstumsdynamik auf hohem Niveau“. Der Trend zu mehr Automatisierung und Digitalisierung sei aber intakt. Der Konzern sitzt dennoch auf einem Rekordauftragsbestand von 109 Milliarden Euro.

Doch Chinas Wirtschaft wächst nicht mehr so schnell, wie man sich das nach dem Ende der Coronapandemie erhofft hatte. Die Kunden hielten sich nicht nur dort, sondern auch in Europa zurück. Vorstandsvorsitzender Roland Busch sagt, dass nun viel davon abhänge, wann und wie die chinesische Regierung die Konjunktur ankurbele. Siemens nahm die Umsatz- und Gewinnerwartungen für Digital Industries für das laufende Geschäftsjahr jedenfalls zurück.

Im Kerngeschäft machten die Gebäudetechniksparte Smart Infrastructure und die Zugsparte Mobility die Schwäche bei Digital Industries jedoch wett. Der Auftragseingang schnellte im dritten Quartal um 15 Prozent auf 24,2 Milliarden Euro in die Höhe, vor allem weil Siemens allein für Zugtechnik Aufträge über 8,3 Milliarden einsammelte.

Anleger zeigten sich von den Zahlen dennoch ernüchtert. Die Siemens-Aktie, lange als Bollwerk gegen die schwächelnde Konjunktur gesehen, gab im Tagesverlauf um bis zu sieben Prozent nach und zählte damit zum größten Verlierer im deutschen Leitindex DAX. „Geht es Siemens nicht gut, geht es der deutschen Wirtschaft nicht gut“, sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege von RoboMarkets.

Bauaufträge lahmen

Auch in Österreich läuft es zumindest im konjunktursensitiven Bereich nicht für alle Unternehmen rund. Die schlechte Baukonjunktur belastet vor allem das Geschäft des Ziegelkonzerns Wienerberger. Der Gewinn brach in den ersten sechs Monaten gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres von 320,9 auf 223,1 Mio. Euro ein. Die Verkaufserlöse sanken wegen der rückläufigen Marktentwicklung von rund 2,6 auf 2,2 Mrd. Euro, wie der weltgrößte Ziegelhersteller am Donnerstag bekannt gab.

Auch operativ lief es schlechter. Konzernchef Heimo Scheuch verwies in einer Pressemitteilung auf das „schwierige Marktumfeld“. Auf allen operativen Endmärkten schwäche sich die Nachfrage infolge der hartnäckig hohen Inflation, der steigenden Zinsen und der deutlich verringerten Leistbarkeit von Bauvorhaben ab. Die Baumärkte in Europa entwickeln sich den Angaben zufolge rückläufig, jene in Nordamerika sind resilienter.

Rücksetzer gibt es laut Wienerberger nicht nur in den Bereichen Renovierung und Infrastruktur. Im Neubau in Zentral- und Osteuropa gehe die Entwicklung sogar gravierend nach unten – vor allem in Polen und Ungarn mit Rückgängen über 40 Prozent, aber auch in Deutschland. Wienerberger erwartet für die kommenden Monate ein weiterhin schwaches Marktumfeld. Der Ausblick auf das gesamte Geschäftsjahr 2023 bleibt allerdings unverändert: Das Management rechnet mit einem operativen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 800 bis 820 Mio. Euro. Davor war zuletzt ein Wert von „über 800 Mio. Euro“ ausgegeben worden.

Die Aktionäre zeigten sich schockiert. Die Aktie reagierte im Tagesverlauf mit einem Abschlag von rund elf Prozent. Die Analysten der Erste Group bewerteten das Zahlenwerk als gemischt. (ag/red.)

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