Interview

Gebrüder-Weiss-CEO: „Wir erfüllen, was die Sanktionen erlauben“

Bereits im 15. Jahrhundert beförderten die Vorfahren der Familie Weiss als „Lindauer Boten“ Menschen und Kargo über die Alpen vom heutigen Vorarlberg nach Italien.
Bereits im 15. Jahrhundert beförderten die Vorfahren der Familie Weiss als „Lindauer Boten“ Menschen und Kargo über die Alpen vom heutigen Vorarlberg nach Italien.Frederick Sams
  • Drucken

Das Logistikunternehmen Gebrüder Weiss steht vor dem grünen Wandel der Flotte.

Die Presse: Trotz multipler Wirtschaftskrisen ist der Umsatz der Gebrüder Weiss 2022 gestiegen. Wie funktioniert das?

Wolfram Senger-Weiss: Die Speditionslogistik wurde in den vergangenen drei Jahren stark gefordert. Die Lieferkettenprobleme haben unter anderem zu einer deutlichen Steigerung der Zahl an Seefrachtraten geführt. Das hat sich auch positiv im Umsatz niedergeschlagen, wir rechnen aber heuer mit einer deutlichen Reduktion.

Konnten diese hohen Preise weitergegeben werden?

Die Seefrachtraten werden entsprechend weiterverrechnet. Aber auch volatile Kosten wie für Energie, Treibstoff und Personal müssen wir weitergeben. Die Margen in der Logistik sind zu niedrig, um das auffangen zu können.

2021 haben Sie den ersten Wasserstoff-Lkw gekauft. Ist es schon absehbar, dass Sie die ganze Flotte umstellen?

Wir haben mit Partnern in der Schweiz eine Initiative gebildet, die unter anderem aus Produzenten von Wasserstoff-Lkw und Tankstellenbetreibern besteht. Gemeinsam haben wir unseren Wasserstoff-Lkw in Betrieb genommen, und die Bilanz ist sehr positiv. Er kommt überall sehr gut an: Unsere Kunden und die Öffentlichkeit sind davon begeistert, weil er im Vergleich zu einem Diesel-Lkw CO2 spart und sehr leise ist. Auch unser Fahrer sieht es positiv, weil das Fahrzeug das Image des Lkw-Fahrers deutlich aufwertet. Für die Anschaffung weiterer Fahrzeuge in anderen Ländern ist die Finanzierung aktuell allerdings noch ungeklärt.

Warum?

In der Schweiz wurde das Henne-Ei-Prinzip durchschlagen. Wir sind zwar noch ganz am Anfang der Entwicklung, die Preise für die Fahrzeuge sind aber noch viel zu hoch, es werden noch viele Entwicklungskosten eingepreist. Eine staatliche Unterstützung ist daher erforderlich, um diese Projekte ins Laufen zu bringen. Nur dann können sich alternative Antriebe wie Wasserstoff auf breiter Ebene durchsetzen.

Das Henne-Ei-Prinzip bedeutet in dem Fall wohl: Was kommt zuerst? Die Infrastruktur oder die Lkw?

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.