Ist die Schweiz rassistisch?

SWITZERLAND TROIS POMMES OPRAH WINFREY
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Nach zweifelhaften Vorfällen in der jüngsten Vergangenheit ist das saubere Image angekratzt.

Bern/Ag. Nach zwei zweifelhaften Vorfällen in der jüngsten Vergangenheit ist nicht nur in der Schweiz eine Debatte darüber entbrannt, wie fremdenfeindlich das Land eigentlich sei. Internationale Medien wie der deutsche „Spiegel“ oder die britische Zeitung „The Independent“ haben dem Land gar Etiketten wie „Apartheid“ und „rassistisch“ umgehängt.

Grund ist einerseits das Kleinstädtchen Bremgarten im Kanton Aargau, wo die Behörden versucht haben, Asylwerbern den Zugang zu öffentlichen Plätzen, etwa dem Freibad, zu erschweren. Dann wurde zuletzt bekannt, dass der steinreichen, in den USA berühmten US-Talkmasterin Oprah Winfrey, einer Afroamerikanerin, in einer Zürcher Boutique verwehrt worden war, eine extrem teure Handtasche anzuschauen – sie könne sich diese ohnehin nicht leisten, hieß es.

Die Präsidentin der Schweizer Rassismus-Kommission, Maya Brunschwig Graf, meinte, es lasse sich eine gewisse Grundtendenz gegen Fremde nicht wegdiskutieren: Es gebe in der Schweiz vor allem „eine schlechte Stimmung gegenüber Asylsuchenden und insbesondere Roma“.

Mitgrund für Kratzer im sauberen Image ist laut Kritikern auch die einflussreiche Schweizerische Volkspartei (SVP), die einen betont nationalen Kurs fahre, immer wieder zu Ausgrenzungen und ausländerfeindlichen Parolen greife und auch einschlägige Volksentscheide initiiere, etwa die Anti-Minarett-Initiative von 2009.

Spitzenplatz als Zufluchtsort

Die Zeitung „Schweiz am Sonntag“ schreibt indes, dass der angebliche „Hort der Rassisten“ rekordverdächtig viele Asylsuchende aufnehme: Österreich, Deutschland oder Frankreich würden im Verhältnis zur Bevölkerungszahl weit weniger Asylsuchenden Schutz bieten, nur Schweden liege vor der Schweiz. Mit einem Fremdenanteil von 23 Prozent habe die Schweiz in Europa gar den Spitzenplatz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2013)

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