Morgenglosse

Wälder verbessern das Stadtklima, in Wien werden sie gerodet

Die Pensionsversicherungsanstalt in Wien will eine Hochgarage bauen.
Die Pensionsversicherungsanstalt in Wien will eine Hochgarage bauen.APA / Roland Schlager
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In Wien muss ein Mini-Wald für eine Hochgarage weichen. Dass es anders gehen würde, zeigt eine Stadt nicht weit von Wien.

Tatort 1020 Wien. Anfang voriger Woche lässt die Pensionsversicherungsanstalt (PVA) in einer Nacht- und Nebelaktion auf ihrem Grundstück am Handelskai zahlreiche Bäume roden. Zwar gibt es unter dem Glaskomplex bereits eine Garage mit 762 Stellplätzen. Doch dem nicht genug, soll nun auf einer 2000 Quadratmeter großen Grünfläche eine 17,5 Meter hohe Garage weiteren 442 Autos Platz bieten.

Dass die öffentliche Anbindung der PVA ausgezeichnet ist und durch eine Verlängerung der S45 - das Gleisbett gäbe es bereits - weiter verbessert werden könnte, ist offenbar nicht von Belang. Angeblich kreisen verzweifelte parkplatzsuchende Autofahrer wegen fehlender Kapazitäten der bestehenden Tiefgarage um das Areal. Eine Mär, wie Anrainer berichten: Nur wenn sich Besucher in die nahegelegene serbische Kirche drängen oder das Donauinselfest stattfindet, kommt es regelmäßig zu Engpässen.

Grotesk: Garage statt Grün

Wie praktische für die PVA, dass allen Beteiligten die Hände gebunden scheinen: Aus Sicht der Baupolizei wurden alle Vorschriften eingehalten. Alle Parteien des Bezirks lehnen den Bau der Hochgarage ab, doch haben auch sie keine rechtliche Handhabe. Und das Sozialministerium, das mit der Aufsicht der PVA betraut ist, „hat keine Möglichkeit dieses Projekt aus ökologischen Gründen zu stoppen“. Eingreifen könne es nur in Fragen der Zweckmäßigkeit, Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit.

Es ist grotesk: Wien ächzt zunehmend unter Hitzewellen - die sich noch häufen werden - aber Platz für ein weiteres Betonmonstrum gibt es offenbar immer. Da mag es noch so viele Studien geben, dass Österreichs Städte immer stärker versiegelt werden oder dass „Mini-Wälder“ das Stadtklima deutlich verbessern. Dass es tatsächlich anders geht, zeigt ausgerechnet eine niederösterreichische Stadt nicht weit von Wien. In Tulln wird der mit Parkplätzen versiegelte Nibelungenplatz zu einem Grünen Platz umgebaut. Grün statt Garage, hier wurden die Zeichen der Zeit erkannt.

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