Salzburger Festspiele

Lasst uns böse Männer prügeln!

Umarmung einer Toten: mit Johanna Bantzer (l.) als Helene.
Umarmung einer Toten: mit Johanna Bantzer (l.) als Helene. SF/Kerstin Schomburg
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Plakativ, gewitzt und auch belehrend hat Jorinde Dröse den Bestseller »Die Wut, die bleibt« im Landestheater Salzburg dramatisch umgesetzt. Das Publikum war begeistert.

Das Ensemble des Schauspiels Hannover stellt sich an der Rampe des Landestheaters Salzburg auf und wird von dem mehrheitlich weiblichen Publikum sogleich mit Applaus bedacht. Frauenpower ist angesagt bei der Uraufführung von „Die Wut, die bleibt“, einer Dramatisierung des gleichnamigen Romans von Mareike Fallwickl. Ironisch-bissig, aber auch melancholisch bis pathetisch geriet diese Abrechnung mit den Tücken des Patriarchats. Die wurden am Freitag zwei Stunden lang gnadenlos offen vorgespielt, ausladend diskursiv abgearbeitet. Etwas zu viel Stoff der epischen Vorlage hat die Regie in diese Koproduktion mit den Salzburger Festspielen reingepackt, aber alles in allem ist Jorinde Dröse eine gewitzte Inszenierung gelungen, vor allem zu Beginn.

Da geht es Schlag auf Schlag: Der Vorschussbeifall ist verebbt, Johanna Bantzer bleibt allein auf der Bühne zurück. Sie spielt Helene, dramatisches Opfer des männlichen Egoismus. Von der Geburt ihrer ersten Tochter erzählt sie von starken Muttergefühlen. Sie verspricht: „Ich werde immer für dich da sein!“ Was für ein Kontrast ist dann die zweite Szene. Helene begibt sich auf eine zweite Ebene der Bühne, die Katja Haß als funktionale Wohnung ausgestattet hat: 15 Jahre später. Aus dem Baby ist der trotzige Teenager Lola (Nellie Fischer-Benson) geworden. Alleinerzieherin Helene hat Johannes (Max Landgrebe) geheiratet, das Klischee eines Patriarchen. Das Paar hat inzwischen zwei weitere kleine Kinder, aber die Last der Familie wird allein auf die Mutter abgeschoben. Johannes fragt bei Tisch, wo das Salz sei. Helene steht auf, geht auf den Balkon und stürzt sich in den Tod.

Ein Geist als Vorkämpferin

Von nun an wird sie als Geist erscheinen. Voller Präsenz, mit unheimlicher Intensität agiert Bantzer als Vorkämpferin für die Tochter, als Beraterin für die beste Freundin: Die Autorin Sarah (Anja Herden) hat sich (vielleicht aus schlechtem Gewissen, sich zu wenig um Helene gekümmert zu haben) bereit erklärt, für eine Übergangsphase Johannes zu helfen. Sie bleibt hängen, wird zur ausgenutzten Ersatzmutter, zur Putzhilfe. Der Vater flieht vor seiner Verantwortung, sooft er kann, die Kinder sind – Kinder.

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