Es gibt erste Anzeichen für ein Abflachen der Inflation. Rückkehr zur Normalität? Der inszenierte Krisenmodus wird wohl die neue Normalität bleiben.
Gute Nachrichten beginnen ja mittlerweile oft mit dem Zusatz „doch nicht so schlimm wie befürchtet“. Irgendwie schwingt da immer noch der alte Spruch der Tante Jolesch mit: „Gott soll einen hüten vor allem, was noch ein Glück ist.“ Jetzt hat also das Statistische Bundesamt in Deutschland berechnet, dass die Erzeugerpreise im Juli um beachtliche sechs Prozent gesunken sind. Die Unternehmen produzieren ihre gewerblichen Produkte also wieder billiger. Das gab es seit November 2020 nicht mehr. In einem derart hohen Ausmaß seit Oktober 2009 nicht. Wenn die Betriebe ihre Produkte günstiger herstellen können, weil vor allem die Energiepreise deutlich gesunken sind, dann wird sich das früher oder später auch auf die Verbraucherpreise auswirken. Auch in Österreich. Tante Jolesch würde sagen: „Eher später.“ Mag schon sein. Aber klar ist, dass die Trendumkehr eingesetzt hat. Das Gespenst der hohen Inflation wird sich also spätestens im nächsten Jahr vertschüssen, wie es so schön heißt. Und dann?
Was heißt: Und dann? Gespenstergeschichten sind ja bekanntlich vor allem politische Glücksfälle, vor denen einen weder Gott noch Tante Jolesch bewahren können. Das sieht man an den aktuellen Debatten über die Pensionserhöhungen und das bereits einsetzende Geplänkel im Vorfeld der Herbstlohnrunde. Normalerweise ist die Anpassung der Pensionserhöhung keine große Hexerei. Es gibt eine klare Rechenformel, den sogenannten Pensionsanpassungsfaktor.
Dieser orientiert sich an der durchschnittlichen Inflation der vergangenen zwölf Monate und liegt demnach bei 9,7 Prozent. Aber wie jedes Jahr wird daraus ein mittleres Sommertheater. Niedrigere Pensionen müssten natürlich stärker angehoben werden als vermeintliche „Luxuspensionen“, meinen viele. Und sie vergessen dabei, dass es sich bei Pensionen um eine Versicherung handelt. Wer also mehr einbezahlt, der bekommt am Ende auch mehr heraus. Hilfe für sozial Schwache ist natürlich wichtig. Man muss dafür aber das Sozialversicherungssystem nicht opfern.