Morgenglosse

Doppeltes Glasfaser hält besser

Der Breitbandausbau trägt im ländlichen Bereich teils besondere Blüten. Da wird Glasfaser auf Glasfaser gelegt. Bezahlt von den Steuerzahlern.

Glücklich ist sie scheinbar nicht, die Branche der Internetanbieter und alle, die drumherum dazugehören über den Millionenregen an Steuergeldern für den Breitbandausbau. Es ist auch eine verzwickte Situation. Einerseits ist jede Menge Geld für neue Glasfaseranbindungen da, andererseits passiert damit nicht immer Sinnvolles. Das zeigt ein Beispiel einer kleineren Gemeinde im Süden Niederösterreichs. Sie zählt knapp 2500 Einwohner. Es gibt einen Spar, einen Billa, ein großes Autohaus, das in ganz Österreich tätig ist, und – man glaubt es kaum – eine große Schweizer Firma hat hier ihre Österreichniederlassung. Bedarf an schnellem, stabilen Internet ist also sicher vorhanden.

Vor einigen Jahren hat A1 sein Festnetz in dem Ort massiv aufgerüstet. Natürlich mit Glasfaser. Es wurde munter gegraben und die orangen Kabel verlegt. Das berühmte FTTH – also Fiber to the Home – zu Deutsch: Glasfaser bis in jedes Haus, war für die Telekom damals noch kein Thema. Wozu auch? Es lagen ja schon die Telefonleitungen, die ja auch der Telekom gehören. Man begnügte sich also damit, nur die Verteilerkästen mit Glas aufzurüsten. Die sogenannte „Last Mile“, die letzten Meter, manchmal sogar Kilometer in die Häuser blieben Kupfer. Von Gigabit-Anschlüssen konnte man weiterhin nur träumen. 40 bis 80 Megabit waren netto bei kurzer Last Mile möglich. Dafür gab es aber später Hybridmodems. Das sind Router, die sowohl Festnetzleitung als auch Mobilfunk zu einem Internetanschluss zusammenfassen. 150 Mbit versprachen sie. Erreicht wurden die aber nur in den seltensten Fällen.

Ein paar Jahre später ist nicht nur die kleine Gemeinde, sondern die ganze Region in Aufruhr. Wieder geht es um Glasfaser, aber diesmal gibt es auch FTTH. Das heißt, jeder Haushalt kann das ultraschnelle Internet bekommen. Es müssen nur genug in den Orten bestellen. Dafür hauen sich die Orts-Politiker ordentlich ins Zeug und schaffen schließlich genug Bestellungen. Drei Millionen kostet der Spaß für die kleine Gemeinde. Und schon wird wieder gegraben. Aber nicht von der Telekom, sondern von der Niederösterreichischen Glasfaserinfrastruktur GmbH bzw. den beauftragten Firmen. Die ganze Ortschaft wird umgegraben, Straßen aufgerissen, jeder bekommt seinen Anschluss. Auf die mit Steuergeld finanzierten Kabel der Telekom werden mit Steuergeld weitere orange Kabel draufgelegt. Das ganze Frühjahr wird fleißig verlegt und Anfang Sommer ist alles fertig. Wirklich alles? Nein, die Einwohner warten noch immer, dass die von Unwettern ausgewaschenen Künetten aufgefüllt und asphaltiert werden. Von der Baufirma sieht man plötzlich niemanden mehr.

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