Literatur

Kriegt er im Kofferraum genug Luft?

Peter Henisch wird am 27. August 80 Jahre alt.
Peter Henisch wird am 27. August 80 Jahre alt. (c) Leopold Nekula/VIENNAERPORT via www.imago-images.de
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Auch mit 80 Jahren gehört Peter Henisch nicht zu jenen, die ihren Frieden mit der Welt gemacht haben. „Nichts als Himmel“ erzählt von einem pensionierten Lehrer und einem Flüchtling.

Da waren wir schon einmal, vor fast auf den Tag genau zehn Jahren, mit „Mortimer & Miss Molly“ in der italienischen Kleinstadt San Vito im Süden der Toskana. Der Ich-Erzähler Paul von Peter Henischs jüngstem Roman „Nichts als Himmel“, ehemaliger Lehrer für Mathematik und Musik und ein Liedermacher wie der Autor so nebenbei auch, ist dorthin aufgebrochen, um eine unbestimmte Zeit lang in der Wohnung von Freunden zu verbringen. Henisch, mittlerweile 80 Jahre alt und ein unverzichtbarer Festposten in der österreichischen Literatur, eigenwillig und keiner „Schule“ zuzuordnen, kehrt gerne zu Orten und Figuren seiner vorausgegangenen Romane zurück. Was, wenn nicht dies, berechtigte dazu, von einem „Werk“ zu sprechen?

Da werden also gleich zu Beginn Marco und Julia erwähnt, jenes Paar, das den Gegensatz liefert zum Paar im Titel von 2013 und auf die der Erzähler immer wieder rückblickend Bezug nimmt. Und sogar das Stichwort „Mai“ auf der zweiten Seite mag den Henisch-Leser an dessen frühen Roman „Der Mai ist vorbei“ erinnern, erschienen – man möchte es kaum glauben – vor 45 Jahren.

Hinzu kommen Pauls neue Bekanntschaften: Guido, der mit Möbeln handelt und Wohnungen einrichtet und der die Veränderungen in seiner Heimatstadt mit Missfallen registriert. Aus seiner Sicht wird die Geschichte von Marco und Julia rekapituliert. So ist das Paar, abwesend, stets präsent, und Henisch kann nachtragen, was er in „Mortimer & Miss Molly“ versäumt hat. Da ist Achille, vormals Gymnasialprofessor für Latein und Griechisch in Montepulciano. Und da ist Valeria, die deutsche ehemalige Archäologin, die Paul Kirschen bringt und mit der er bald darauf eine Affäre hat.

Die gekenterten Schlauchboote von Flüchtlingen

Peter Henisch hat seine Laufbahn als explizit politischer Schriftsteller begonnen, auch mit Beiträgen in der Zeitschrift „rote tafel“ des Verbands der sozialdemokratischen Mittelschüler, die sich damals noch sozialistisch nannten. Heute ist die tagespolitische Thematik in den Hintergrund getreten, aber nicht verschwunden. Im aktuellen Roman erwähnt er die gekenterten Schlauchboote von Flüchtlingen vor der Küste Siziliens und die Reaktion italienischer Politiker.

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