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„Wir verdienen uns keine goldenen Nasen“

Oberbank Generaldirektor Franz Gasselsberger.
Oberbank Generaldirektor Franz Gasselsberger.Die Presse/Clemens Fabry
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Banken. Der Chef der Oberbank, Franz Gasselsberger, zeigt kein Verständnis für die scharfe Kritik an Finanzinstituten.

Wien. „Wir verdienen uns keine goldenen Nasen“, sagte Franz Gasselsberger mit erhobenem Finger zur Diskussion um die Wohnbauschulden, die sich wegen der steigenden Zinsen für viele erhöhen. Die Margen seien bei Hypothekarkrediten äußerst gering. Der Generaldirektor der Oberbank wollte am Donnerstag eigentlich die Halbjahreszahlen des oberösterreichischen Finanzhauses präsentierten, allerdings gab es mehr Fragen zum Bankenpaket, das zur Wochenmitte von Finanzministerium und Bundesspartenobmann Willi Cernko vorgestellt wurde.

So wollen Banken unter anderem auf Mahnspesen und Verzugszinsen verzichten. Gassselberger, der auch Bank-Spartenvertreter ist, habe seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu eben diesen Maßnahmen schon angewiesen. Wie der angekündigte Hilfstopf für Familien ausgestaltet werden soll, müsse erst noch diskutiert werden.

Ein echtes Problem sehe er aber nicht. „Die Raten werden pünktlich bezahlt, weil wir uns an die Finanzierungsregeln gehalten haben.“ Die Quote für notleidende Kredite würde bei knapp unter zwei Prozent liegen. Eine Entspannung der politischen Diskussion erwartet er bei einem Abflauen der Inflation.

Die Oberbank vergibt Kredite hauptsächlich an Unternehmen. Das Firmenkreditvolumen ist im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr um rund acht Prozent gewachsen. Es werde weiterhin investiert, aber die Industrie und der Mittelstand würden die Konjunkturflaute spüren. Der Finanzdienstleister S & P hat zuletzt auf eine Talfahrt der deutschen Wirtschaft in Richtung Rezession hingewiesen. Der Weg abwärts habe sich zuletzt beschleunigt. Für Österreich gab sich Gasselsberger zuversichtlich, dass eine Rezession vermieden werden kann.

Gewinn verdoppelt

In den ersten sechs Monaten profitierte die börsenotierte Bank wie die gesamte Branche von höheren Zinsen und konnte somit ihren Gewinn verdoppeln. Vor Steuern verdiente die Bank gut 279 Millionen Euro, nach Steuern 109 Millionen. In der Öffentlichkeit erregen die hohen Gewinne der Banken viel Aufmerksamkeit. Die Forderungen nach politischen Markteingriffen wie etwa einer Gewinnsteuer wertet er „nicht positiv“. „Schulden zu sozialisieren“ sei ein „politischer Reflex“, sagte Gasselsberger, der einer der am längsten dienenden Bankchefs Europas ist.

Kostenseitig kam es zur Belastung. Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft betrug mit 8,4 Millionen Euro mehr als doppelt so viel wie vor einem Jahr. Der Verwaltungsaufwand stieg um 10,5 Prozent auf gut 185 Mio. Euro. „Ursache waren die kollektivvertragliche Erhöhung der Personalkosten und die inflationsbedingte Steigerung der Sachkosten“, gab die Oberbank als Erklärung an. Die Kernkapitalquote liegt bei 17,21 Prozent, die Gesamtkapitalquote bei 19,02 Prozent. (mad.)

»Die Raten werden pünktlich bezahlt.«

Franz Gasselsberger

Generaldirektor der Oberbank

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