Flexiblere Arbeitszeiten für ÖVP "Gebot der Stunde"

Flexiblere Arbeitszeiten für ÖVP
Flexiblere Arbeitszeiten für ÖVP "Gebot der Stunde" APA/HERBERT NEUBAUER
  • Drucken

VP-Chef Spindelegger will sich nicht auf eine tägliche Maximalarbeitszeit festlegen. Solche Vorschriften würden an einer modernen Arbeitswelt vorbeigehen.

Die Forderung nach flexibleren Arbeitszeiten bestimmt derzeit den Wahlkampf der ÖVP. Parteichef Michael Spindelegger sprach am Montag vom "Gebot der Stunde". Die Arbeitszeiten sollten künftig nicht in Kollektivverträgen, sondern in den Betrieben zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern vereinbart werden.

Ob die maximale tägliche Arbeitszeit auf zwölf Stunden (wie es VP-Minister Reinhold Mitterlehner vorgeschlagen hat) oder eventuell noch mehr ausgedehnt werden soll, darauf wollte sich der Vizekanzler nicht festlegen. Hier Vorschriften zu machen, gehe "völlig vorbei an einer modernen Arbeitswelt".

Die Vereinbarungen seien so zu gestalten, dass sowohl Unternehmen als auch Beschäftigte ihren Vorteil daraus zögen. Der Betrieb könne dank Mehrarbeit mehr Aufträge erledigen. Und für die Mitarbeiter wünscht sich die ÖVP Zeitwertkonten, auf denen die Mehrstunden geparkt und später für Urlaub, Auszeiten oder eine vorgezogene Pensionierung genutzt werden sollen.

Die Arbeitszeitflexibilisierung ist Teil eines schwarzen "Zehn-Punkte-Programms für mehr Arbeitsplätze". Darin enthalten sind unter anderem Entlastungen für die Wirtschaft - speziell für Klein- und Mittelbetriebe (KMU) - bei Sachen Bürokratie, Gewerbeordnung und Betriebsanlagengenehmigungen, ein "Standort-Check" bei neuen Gesetzen - also wie sich Gesetze auf den Standort Österreich auswirken -, höheres Startkapital für Unternehmer durch Mittelstandsfinanzierungsgesellschaften sowie die Fokussierung von EU-Fördergeldern auf KMU.

Erneut heftige Kritik übte Spindelegger am Koalitionspartner. Würden die Sozialdemokraten ihre Forderungen - 1500 Euro Mindestlohn oder sechs Worten Urlaub - umsetzen, wäre das "das größte Arbeitsplatzvernichtungsprogramm seit Bestehen der Zweiten Republik". "Wer so agiert, kann es nicht gut meinen mit Österreich", so der VP-Chef.

SPÖ: "ÖVP plant Schwarz-Blau"

Auch umgekehrt hagelte es wieder Kritik: SP-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos bezeichnete Spindeleggers Aussagen als "Frontalangriff auf die Arbeitnehmer". Nun wolle die ÖVP auch noch die Kollektivverträge aushebeln. Die Forderungen seien eine Bestätigung dafür, dass die ÖVP bereits eifrig an einer Neuauflage von Schwarz-Blau bastle. "Massive Belastungen für ArbeitnehmerInnen, Steuergeschenke für Konzerne - es ist augenscheinlich, dass die Spindelegger-Papiere aus dem Schüssel-Grasser Copy-Shop sind", so Darabos.

Auch die Freiheitlichen Arbeitnehmer (FA) sprachen sich am Montag gegen verpflichtende 12-Stunden-Arbeitstage aus. FA-Bundesobmann Bernhard Rösch: "Zwar gibt es Branchen, etwa Wachdienste, die 12 Stundendienste haben oder das Rettungspersonal, das sogar 24 Stunden durchgängig Dienst hat. Dass zukünftig aber alle Arbeitnehmer zu 12 Stunden Arbeit am Tag verpflichtet werden können, wäre ein regelrechter Anschlag."

(APA/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Heinisch-Hosek: Mehr Arbeitszeit wäre für Frauen "zynisch"
Politik

SPÖ: Höhere Arbeitszeit wäre für Frauen "zynisch"

Frauenministerin Heinisch-Hosek wirft der ÖVP vor, sie wolle "starre Rollenbilder wiederbeleben". Sie fordert erneut einen Papa-Monat auch in der Privatwirtschaft.
Symbolbild
Innenpolitik

Programm-Check: Gefangen in der Arbeitszeitdebatte

Die ÖVP will mit neuen Arbeitszeitregeln den Wirtschaftsstandort stärken, die SPÖ einen Anschlag auf die Arbeitnehmer abwehren.
12-Stunden-Arbeitstag bleibt Zankapfel (Archivbild: Innenministerin und ÖAAB-Obfrau Johanna Mikl-Leitner)
Home

12-Stunden-Arbeitstag bleibt Zankapfel

ÖAAB-Chefin Mikl-Leitner sagt, dass die ÖVP flexiblere Arbeitszeiten und keinen generellen 12-Stunden-Tag will. Sie SPÖ sieht einen „Zick-Zack-Kurs".
"Tiefschlag": SPÖ warnt vor "12-Stunden-Arbeitstag"
Politik

"Tiefschlag": SPÖ warnt vor "12-Stunden-Arbeitstag"

Der Vorschlag der ÖVP zur Arbeitszeit-Flexibilisierung würde eine "Lohnkürzung durch die Hintertür" bedeuten, kritisiert Kanzler Faymann. Die Volkspartei spricht von "Panikattacken" der SPÖ.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.