Todesstrafe

US-Häftling soll erstmals mit Stickstoff hingerichtet werden - auf eigenen Wunsch

Der 1989 zum Tode verurteilte Auftragsmörder darf gegen seine Hinrichtungsmethode klagen. Eine Vollstreckung des Urteils mittels Stickstoffhyposie wurde in Alabama allerdings noch nie angewandt.

Kenneth Smith ist ein verurteilter Mörder. Seit 1989 wartet er auf seine Hinrichtung. Ein erster Versuch im November missglückte. Der Oberste Gerichtshof der USA hatte im Mai seine Klage gegen die Art seiner Hinrichtung zugelassen. Der Supreme Court wies damals den Einspruch der Behörden in Alabama gegen den Versuch des vor mehr als 30 Jahren verurteilten Mörders zurück, die Giftspritzen-Methode des US-Staates als verfassungswidrig einstufen zu lassen. Der heute 57-Jährige hatte seine Klage im August eingereicht und damit noch vor einem missglückten Hinrichtungsversuch im November.

Smith wollte erreichen, dass er durch eine Stickstoffhypoxie getötet wird. Bei diesem Verfahren wird der Sauerstoff in der Atemluft durch Stickstoff ersetzt. Und er setzte sich damit durch. Am vergangenen Freitag reichte die Generalstaatsanwaltschaft nun einen Antrag auf einen neuen Hinrichtungstermin beim Obersten Gerichtshof Alabamas ein. Die Methode: Stickstoff.

Noch keine Erfahrung in den USA mit Stickstoffhypoxie

Alabama gehört nach Angaben des „Death Penalty Information Centers“ zu den 27 von 50 US-Staaten mit einer Todesstrafe. Der fehlgeschlagene Hinrichtungsversuch war der dritte dieser Art in dem Südstaat im Zusammenhang mit der intravenösen Gabe von Gift. Die Stickstoffhypoxie ist zwar vom Landesparlament als Alternative zugelassen worden (2018, wegen Mangels an den für die Hinrichtung per Giftspritze notwendigen Medikamenten), wurde jedoch bisher nie dort angewandt. Auch in Oklahoma und Mississippi ist diese Hinrichtungsmethode erlaubt - doch auch dort ist sie noch nie zum Einsatz gekommen.

Und das wirft Fragen auf. Einen vorgegebenen Ablauf gibt es nicht. Die „Equal Justize Initiative“ kritisiert das „Experimentieren mit einer nie zuvor verwendeten Methode“ als „schreckliche Idee“. Laut der Anwältin der Initiative, Angie Setzer, sei Alabama nicht in der Lage, mit einer völlig unbewiesenen und noch nie gebrauchten Hinrichtungsmethode zu experimentieren“.

Die hohe Konzentration von Stickstoff führt nach wenigen Atemzügen zur Bewusstlosigkeit. Der Tod tritt durch Sauerstoffmangel ein.

„Stundenlange Folter“

Die US-Verfassung verbietet „grausame und ungewöhnliche“ Bestrafungen. Smiths Anwälte warfen den Behörden beim Prozess im Frühling 2023 vor, „ihn bei dem Hinrichtungsversuch stundenlang gefoltert und ihn den schweren psychischen Qualen einer Scheinhinrichtung ausgesetzt“ zu haben.

Eine Mehrheit des Gerichts hatte im November den Weg für die dann missglückte Hinrichtung von Smith freigemacht. Dieser war 1989 wegen seiner Rolle bei einem Auftragsmord zum Tode verurteilt worden.

Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft töteten er und ein Komplize die Ehefrau eines christlichen Geistlichen, der für sie eine größere Lebensversicherung abgeschlossen hatte. Der Komplize wurde 2010 hingerichtet, der Geistliche nahm sich das Leben.

(APA/Red.)

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