Literatur

Wenn der Mann ein Teufel ist: Terézia Moras neuer Roman „Muna“

Terézia Mora, 1971 in Sopron, Ungarn, geboren, erhielt 2018 den Georg-Büchner-Preis.
Terézia Mora, 1971 in Sopron, Ungarn, geboren, erhielt 2018 den Georg-Büchner-Preis. Foto: Antje Berghäuser
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Muna verliebt sich als Jugendliche in den älteren Magnus. Aus dem anfänglichen Schwärmen wird eine jahrelange Obsession und ein grausames Machtspiel. Terézia Moras Roman „Muna oder Die Hälfte des Lebens“ über Liebeswahn und sadistische Gewalt ist nervenaufreibend.

Muna Appelius, die Ich-Erzählerin im neuen Roman von Terézia Mora, ist sprachbegabt, attraktiv, phantasievoll und hat ein geringes Selbstwertgefühl, was sie mit lauter Penetranz zu überdecken versucht, immun gegen leise Gesten der Zurückweisung. Sie hält sich für ungebildet und grobschlächtig und meint, nur mit körperlichen Reizen punkten zu können. Muna ist 18, als die Mauer fällt und sie die DDR verlässt, um in Berlin, London und Wien Germanistik und Anglistik zu studieren. Durch mehr oder weniger geschicktes Netzwerken erkämpft oder ertrotzt sie sich Praktika, Nebenjobs und Projektstellen, die sie mehr oder weniger ernst nimmt oder gar nicht erst antritt. Muna fühlt sich niemandem verbunden oder gar verpflichtet und ist nirgendwo zu Hause, und dass das so ist, hat hauptsächlich damit zu tun, dass sie Magnus Otto verfallen ist.

Auf dem Fahrrad in den Westen

Muna begegnet Magnus bei ihrem Praktikum in der Redaktion eines Magazins, sie ist siebzehn und verspürt augenblicklich eine erotische Leidenschaft für den „schönsten Mann, den ich je im Leben sehen würde“. Später erfahren wir, dass andere Frauen den Lehrer und Fotografen für eher hässlich halten. Sie verfolgt ihn heimlich jeden Tag auf dem Fahrrad, er hält Distanz zur Gymnasiastin. Aber sofort nach ihrem Abitur verbringen sie eine Nacht zusammen. Dass er zwei Tage später zu einer Radtour aufbricht, sich in den Westen absetzt und nicht mehr meldet, ist schon kein gutes Zeichen, aber erst der Anfang der beklemmend genau erzählten Geschichte einer Obsession, die „weibliche Variante“ des mäandernden Bildungsromans einer jungen Erwachsenen der Wendezeit.

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