Interview

„Für die Eisenbahn braucht es keine Insellösungen“

Österreich ist ein wichtiger Bestandteil des transeuropäischen Verkehrsnetzes (Bild: Tauernbahn im Gasteinertal in Salzburg).
Österreich ist ein wichtiger Bestandteil des transeuropäischen Verkehrsnetzes (Bild: Tauernbahn im Gasteinertal in Salzburg).Berthold Steinhilber / picturdesk.com
  • Drucken

Mehr Zugverkehr bedeutet auch mehr Belastung für die technische Infrastruktur. Ferdinand Pospischil von der TU Graz tüftelt daran, wie Gleise nachhaltiger gebaut und damit auch Verspätungen reduziert werden können.

Die Presse: Von welchem Land könnte Österreich für sein Eisenbahnsystem noch etwas lernen?

Ferdinand Pospischil: Hm. Von keinem einzelnen, jedes Land hat positive Spezifika. Die Eisenbahnkernforschung liegt jedoch ganz klar in den D-A-CH-Staaten. Wir sind Transitländer und haben viel Warenverkehr. Die ÖBB haben sehr früh erkannt, dass man mit Forschung und der Umsetzung der Ergebnisse das System schnell verbessern kann. Die Deutsche Bahn hingegen ist mit der schnellen Implementierung von Ergebnissen etwas vorsichtiger. Skandinavien ist auch gut, aber die haben andere Themen: eine andere Klimazone, andere Verkehrsströme, andere Entfernungen zwischen den Städten.

Beim Forum Alpbach haben Sie diese Woche mit Vertreterinnen und Vertretern aus Industrie, Politik und Gesellschaft über Möglichkeiten zur Stärkung der grünen Mobilität in Europa diskutiert. Ihr Fazit?

Spannend war, dass alle erkannt haben, dass es uns nichts bringt, wenn wir nur in Österreich ein gut funktionierendes Eisenbahnsystem haben. Es braucht keine Insellösungen, sondern wir müssen international zusammenarbeiten. Da ist noch viel zu tun.

Wo liegen die Herausforderungen?

Etwa im Bereich der Regulierung. Der Vergleich zur Lkw-Fracht wird oft angeführt. Ein Lastwagenfahrer besteigt sein Fahrzeug und kann damit quer durch Europa fahren. Er wird nie angehalten, Zoll ist kein Thema. Er muss auch nicht unterschiedliche Sprachen oder Signalsysteme verstehen bzw. Streckenkenntnisse vorweisen können. Im Eisenbahnwesen haben wir da noch ein paar Hürden. Wir müssen fast an jeder Grenze stehen bleiben, oft kommt ein neuer Lokführer drauf, insbesondere wenn sich die Sprache ändert, weil ein bestimmtes Sprachniveau vorgeschrieben ist. So etwas bremst uns genauso wie die Fahrplangestaltung.

Inwiefern?

Sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr werden die Fahrpläne über ein Jahr im Vorhinein definiert. Das ist für den Personenverkehr in Ordnung, aber der Güterverkehr ist sehr dynamisch. Der Frächter weiß nicht, wann er in eineinhalb Jahren einen Zug braucht. Durch die Digitalisierung könnten wir hier schneller werden.

Sie forschen daran, die Eisenbahninfrastruktur langlebiger zu machen. Wie kann das gelingen?

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.