Debatte

Ende der Kritik: Welche Macht hat sie noch?

Er war einst Lastwagenfahrer und selbst Künstler: Als Kritiker hat er keine Angst vor der großen Show und vor klaren Worten und verteidigt die wertende Kunstkritik gegenüber Top-Ten-Listen: Pulitzer-Preisträger Jerry Saltz, hier bei der Armory Show 2019.
Er war einst Lastwagenfahrer und selbst Künstler: Als Kritiker hat er keine Angst vor der großen Show und vor klaren Worten und verteidigt die wertende Kunstkritik gegenüber Top-Ten-Listen: Pulitzer-Preisträger Jerry Saltz, hier bei der Armory Show 2019.Gonzalo Marroquin/Patrick McMullan via Getty Images
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In Zeiten von Likes scheint die Kunstkritik am Ende angelangt. Alles geht, Kriterien gibt es keine. Eine Offenheit, die in Beliebigkeit abgleiten kann. Nicht muss. Ein neues Buch über Ludwig Hevesi erinnert an die Beginne des Genres.

Wie oft hört man das Lamento: Es gibt keine Kritik mehr in der Kunst. Aber wehe, nur ein Hauch davon trifft diese Klagenden selbst. Dann gilt sie als inkompetent, und schnell einmal wird dahinter persönliche Verfolgung gewittert. So das Cliché im Wortsinn, als Abklatsch einer Wirklichkeit. Doch interessiert dieses interne Spiel das Publikum überhaupt? Ist die Attitüde des Kritikers als „Hohepriester“, der von oben herab sein Beil fallen lässt und über „gut“ und „schlecht“, über den „Kanon“ entscheidet, im Zeitalter von Instagram, von Likes – eine andere Meinungsäußerung ist dort nicht möglich – überhaupt zeitgemäß?

In der klassischen Musik vor allem, auch im Theater noch eher, da werden die Messer weiterhin schärfer gewetzt. Was wohl auch mit dem im Durchschnitt konservativeren Publikum einhergeht. „Regietheater“ ja oder nein, Werktreue ja oder nein, „Handwerk“, in dem Fall eher Vokalwerk vorhanden oder nicht, darüber entbrennen immer noch hitzige Debatten. Trotzdem lässt sich ein direkter Einfluss der Kritik auf das Kaufverhalten schwer ausmachen. Die Häuser sind voll oder halb leer, ganz gleich, ob verrissen oder geschwärmt wird.

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