Kleidung

Gütesiegel: Viel drauf, wenig dran

Illustration: Christine Pichler
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Im Dschungel der Gütesiegel: Was sagen „grüne“ Etiketten an Kleidungsstücken wirklich aus? 

Hochwertig, mit nachhaltigen Materialien und ethisch korrekt hergestellt, dazu sogar noch erschwinglich: Jahrelang präsentierte sich das österreichische Schmucklabel Bruna als Best-Practice-Beispiel samt Saubermann-Image. Doch der schöne Schein fing vor einigen Wochen an, seinen Glanz zu verlieren. Denn mit recyceltem Gold und Silber zu arbeiten ist nicht per se nachhaltig, auch wenn man es noch so oft in Werbetexten erwähnt. Auch, ob tatsächlich von Hand in Thailand und Italien Schmuck gefertigt wurde, sei, so Experten, angesichts der Preiskalkulationen fraglich. Greenwashing-Vorwürfe wurden darum laut, von einer Image-Entzauberung war in Medien die Rede, und bei den Konsumenten machte sich Ernüchterung breit.

„Es hat mich nicht überrascht. Das ist nicht die erste Geschichte dieser Art“, erklärt Lisa Panhuber, die bei Greenpeace als Konsumexpertin arbeitet. „Viele dieser Lifestyle-Brands, hauptsächlich sind es Onlineshops, poppen auf und versuchen die umweltbewusste Zielgruppe der 20- bis 30-Jährigen abzugreifen“, erklärt sie. Manchmal falle es früher auf, manchmal eben später. „Mir war es nicht ganz koscher, aber ich wollte ihnen glauben. Das haben sehr viele gemacht, und das ist auch der Trick an dem Ganzen“, meint Umweltaktivistin und Autorin Nunu Kaller, die sich in ihrem Buch „Kauf mich! Auf der Suche nach dem guten Konsum“ (Kremayr & Scheriau) mit Themen wie Nachhaltigkeit und der Psychologie des Kaufantriebs beschäftigt hat.

Deutlich über gesetzlichen Standards

Dass nachhaltige Versprechungen und „grüne“ Etiketten längst nicht mit der Realität übereinstimmen, zeigte zuletzt auch eine Greenpeace-Untersuchung von 29 Gütezeichen am Textilmarkt. Einige von diesen, vor allem von Fast-Fashion-Marken wie H&M oder Zara, haben große Konzerne als Gründungsmitglieder. „Wenn ich mir die Regeln, um besser zu werden, selbst schreibe, dann muss man hellhörig werden. Denn an meine selbst geschriebenen Regeln kann ich mich leichter halten, vor allem, wenn ich sie noch selbst überprüfe“, erklärt Kaller. Für Greenpeace fällt Fast Fashion ohnehin aus der Nachhaltigkeitsdiskussion, denn ständiger Konsum sei per se nicht nachhaltig, so Panhuber, die große Unterschiede bei den vielen Gütesiegeln sieht: „Es gibt Gütezeichen, die haben einen langen Kriterienkatalog, aber eigentlich erfüllen sie nur die Mindeststandards. Das ist nur Verarsche. Gütezeichen müssten deutlich über den gesetzlichen Standards liegen.“

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