Übers Klima lernen

Klimajournalisten als Gratwanderer der Klimakrise

Berichterstattung über die Auswirkungen des Klimawandels ist nicht immer leicht: Man soll informieren, aufrütteln und die Problematik in all ihren Dimensionen abbilden.
Berichterstattung über die Auswirkungen des Klimawandels ist nicht immer leicht: Man soll informieren, aufrütteln und die Problematik in all ihren Dimensionen abbilden. Getty Images
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Umweltthemen spielen in den Ressorts eine immer größere Rolle. Um darüber fundiert berichten zu können, ist wissenschaftliches Basiswissen notwendig. Die FH Joanneum in Graz bietet dafür einen neuen Lehrgang.

Wenn Wälder brennen und Politiker über Tempolimits streiten, ist klar: Klima gehört zur Berichterstattung. Die Aufmerksamkeit für dieses Thema ist in vielen Redaktionen gewachsen – nicht zuletzt durch die Klimabewegung. Jedoch brauche es in der Medienbranche dringend mehr Bewusstsein für eine sorgfältige Herangehensweise an diese Themen, betont Lukas Bayer, Vorstandsmitglied des Netzwerks Klimajournalismus. Denn gerade bei Klimathemen sei „der Grat zwischen Verharmlosung und Apokalypse ein sehr schmaler“. Journalisten und Journalistinnen müssten daher gut zu den Hintergründen des Klimawandels geschult sein. Und das quer durch alle Bereiche, denn „Klimathemen spielen in jedes Ressort hinein“, sagt Bayer. Das Netzwerk hat im Frühjahr einen eigenen Klima-Kodex herausgebracht, der auflistet, was fundierte Klimaberichterstattung an Voraussetzungen benötigt. Neben akkurater Wortwahl und Bebilderung, Abgrenzung zum Aktivismus sowie Bereitstellung entsprechender Ressourcen und Strukturen innerhalb der Redaktionen ist darin auch die Rede von noch besserer Ausbildung im Bereich des Klimajournalismus. Letzterem kommt ab sofort ein Lehrgang an der FH Joanneum in Graz entgegen, in dem Nachhaltigkeitskommunikation und Klimajournalismus erstmals im deutschsprachigen Raum unterrichtet werden.

Im Klimajournalismus die akademische Lücke schließen

Man habe gesehen, dass es vor allem auf akademischer Ebene eine Lücke gebe, erklärt der Lehrgangsleiter, Thomas Wolkinger. „Allenfalls gibt es etwas zu Green Marketing, aber nicht zu Klima-Kommunikation und -Journalismus per se.“ Der Lehrgang möchte Journalistinnen sowie Kommunikatoren aus Unternehmen, NGOs, Politik, Verwaltung, Kultur und Bildung in zwei Semestern berufsbegleitend die Gelegenheit bieten, ihr Wissen zu heute immer aktueller werdenden Klimathemen zu verbessern. Gemeinsam mit entsprechenden Partnern, darunter auch das Climate Change Center Austria, hat man überlegt, was man eigentlich wissen muss, um entsprechende Themen wirklichkeitsnah und mit Hintergrundwissen zu vermitteln. Die Antwort: mehr Climate Literacy. Wolkinger: „Klar ist: Wir stehen vor einem fundamentalen Paradigmenwechsel, der alle Kommunikationsberufe betrifft. Ich glaube fest daran, dass man nicht vernünftig über Klima kommunizieren kann, wenn man nicht über Basiswissen darüber verfügt.“ Dabei geht es vor allem um Fragen wie: Was steckt aus Sicht der Naturwissenschaften hinter der Klimaveränderung? Und welche politischen und gesellschaftlichen Faktoren muss man beim Berichten über diese beachten?

Für die Zusammenstellung der Lehrveranstaltungen holte man sich außerdem Hilfe von Kathrin Brugger vom Climate Change Center Austria. „Neben der naturwissenschaftlichen Ebene waren uns auch die politische und sozialwissenschaftliche wichtig, während wir auf Technologie eher verzichtet haben“, erklärt Wolkinger. Unter den Fächern sind Ökologie, Biologie, Physik, Klimapolitik, Klimapsychologie, die Vortragenden kommen teils von der Universität für Bodenkultur in Wien und der Universität Graz. Die wissenschaftliche Perspektive stehe klar im Fokus, betont Wolkinger: „In einem weiteren Strang geht es dann um den Transfer und darum, die neu erworbenen Kompetenzen in einer Projektarbeit, dem ‚Klima-Kultur-Lab‘, umzusetzen.“

Multimediale Klima-Storys, um die ganze Tragweite zu vermitteln

Ein Lehrgang auf diesem akademischen Niveau ist im deutschsprachigen Raum bislang einzigartig, jedoch hat auch das Forum Journalismus und Medien (FJUM) bereits 2022 eine Klimajournalismus-Akademie gestartet. Teil der Workshop-Reihe sind ein Crashkurs zu Energie und Klima sowie Storytelling, um die oftmals als kompliziert erachteten Geschichten spannend in digitalen Formaten zu erzählen. In diesem Sommer wurden außerdem im Zuge der Summerschool zwölf Journalisten und Journalistinnen nach Hallstatt geschickt, um dort über lokale Herausforderungen wie etwa die steigende Temperatur des Hallstätter Sees, die Energieversorgung oder die Auswirkungen des Massentourismus zu recherchieren und daraus eine multimediale Klima-Story zu produzieren. Oftmals sei es schwer, in der Klimathematik das große Ganze zu erkennen, so der Programmleiter, Gunther Müller: „Wenn man allerdings über ein konkretes Problem in der Region, wie das Austrocknen des Neusiedler Sees, berichtet, sind die Auswirkungen für die Journalisten und Journalistinnen und für die Leserschaft einfacher zu verstehen.“ Dies entspricht auch den Forderungen des Netzwerks Klimajournalismus, gehe es doch, so Vorstandsmitglied Lukas Bayer, in Zeiten, in denen sich Leser und Leserinnen laut Umfragen mehr Berichterstattung über den Klimawandel wünschen, darum, „die Tragweite und die Auswirkungen auf das eigene Leben noch besser zu verstehen und beschreiben zu können“.

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