Unwetter

Ein Sturmtief mit Medicane-Potenzial sorgt für Flut-Chaos in Griechenland

Die griechische Polizei ordnete am Dienstag am, Fahrzeuge von den Straßen der Innenstadt von Volos und der nahegelegenen Bergregion Pilion fernzuhalten.
Die griechische Polizei ordnete am Dienstag am, Fahrzeuge von den Straßen der Innenstadt von Volos und der nahegelegenen Bergregion Pilion fernzuhalten.Imago / Sevina Dariotou / Eurokinissi
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Auf die gewaltige Hitze folgt - genährt vom aufgeheizten Meer - ein Tiefdruckgebiet, das in den nächsten Tagen gewaltige Wassermengen nach Griechenland bringt. „Und es wird noch viele Stunden weiter regnen!“, warnt ein Meteorologe. Straßen wurden zu reißenden Flüssen.

Von Waldbränden gibt es in Griechenland ganz plötzlich nur mehr wenig Gefahr aus. Zum ersten Mal seit gut drei Monaten gab der griechische Zivilschutz für weite Teile des Landes Entwarnung. Selbst die gewaltigen Brände im Waldgebiet Dadia im Nordosten des Landes nahe der griechisch-türkischen Grenze konnten weitgehend gelöscht werden, wie der griechische Sender ERT berichtete. Doch jetzt braucht sich neue Gefahr über dem Mittelmeer zusammen - ein Sturmtief mit Potenzial zum Medicane.

Ein Medicane ist ein tropensturm-ähnliches Sturmtief, das sich gegen Ende des Sommers im Mittelmeerraum bilden kann, wenn das Wasser dort noch besonders hohe Temperaturen aufweist - über 27 Grad, erklärt Klimatologe Alexander Orlik von Geosphere Austria der „Presse“. Mittlerweile hat sich eine Einteilung nach der Windgeschwindigkeit etabliert, die sich an der Saffir-Simpson-Hurrikan-Windskala für tropische Wirbelstürme orientiert. Ab 112 Km/h mittlerer Geschwindigkeit kann man von einem mediterranen Hurrikan - oder eben Medicane sprechen. Die maximal erreichbare Stärke der intensivsten Medikamente entspricht schätzungsweise einem Hurrikan der Kategorie 1. Manchmal können Medicanes auch ein „Auge“ ausbilden.

Die größte gesellschaftliche Gefahr, die von Medicanes ausgeht, sind normalerweise nicht die zerstörerischen Winde, sondern lebensbedrohliche, sintflutartige Regenfälle und Sturzfluten. Sobald der Sturm das Festland erreicht, verliert er jedoch rasch an Heftigkeit. Griechenland wird in den vergangenen Jahren verstärkt von Stürmen und Starkregen heimgesucht - diesmal ist es Sturmtief „Daniel“, das den Behörden Sorgen bereitet.

Das allgemeine Wettermuster über Europa zeigt derzeit ein großes Omega-Hoch entwickelt, das von zwei tiefen Tiefs an der Seite umgeben ist. Eines verursachte schwere Überschwemmungen in Spanien, das andere über dem südlichen Balkan und nun in Griechenland, wie auch ORF-Chefmeteorologe Marcus Wadsak auf X (vormals Twitter) beschreibt:

Überschwemmte Straßen in Griechenland

Bei schweren Unwettern ist in der Nacht auf Dienstag in Griechenland ein erstes Opfer zu beklagen gewesen. Das bestätigte ein Sprecher der Feuerwehr am Dienstag dem Sender ERT. Ein Viehwirt sei von einer einstürzenden Mauer erschlagen worden. Ein weiterer Mann werde vermisst.

Es wurden große Schäden befürchtet, vor allem in Regionen wie dem Norden der Insel Euböa. Dort sind vor zwei Jahren große Waldflächen abgebrannt und die Vegetation bildet seither keine Art natürliche Schwelle gegen das Wasser und den Schlamm.

In etlichen Städten wurden Straßen überschwemmt, wie griechische Medien berichteten. Auf der Insel Korfu fiel der Strom aus und es gab Probleme beim Betrieb des dortigen Flughafens. Auf den Sporadeninseln Skiathos, Skopelos und Alonnisos blitzte und donnerte es nachts zeitweise im Sekundentakt, in der Region Elis im Westen der Halbinsel Peloponnes vernichtete Hagel Teile der anstehenden Olivenernte.

Der griechische Zivilschutz schickte am Mittag eine entsprechende Warn-SMS unter anderem an die Bewohner der Hafenstadt Volos und der Sporaden-Insel Skiathos. Dort hatte es in der Nacht zum Dienstag so stark geregnet, dass Autos von den Wassermassen mitgerissen wurden. Vielerorts fiel vorübergehend der Strom aus, auch das Handynetz und das Internet funktionierten am Dienstag zwischenzeitlich gar nicht oder nur eingeschränkt.

12.000 Blitze bei Volos gezählt

In den Städten Larisa und Volos wurden in der Nacht zum Dienstag binnen zwei Stunden 12.000 Blitze gezählt, wie die Zeitung „To Proto Thema“ unter Berufung auf die Feuerwehr berichtete.

Der Meteorologe des Senders ERT, Panagiotis Giannopoulos, sagte, er könne sich nicht entsinnen, dass es in der betreffenden Region jemals 500 Millimeter Niederschlag binnen 24 Stunden gegeben habe. „Und es wird noch viele Stunden weiter regnen!“, warnte er. Ein Millimeter Regen entspricht einem Liter Wasser auf einer Fläche von einem Quadratmeter. Ein Millimeter Regen entspricht laut dem griechischen Wetterdienst Meteo einem Liter Wasser auf einer Fläche von einem Quadratmeter. Und entlang der Ostküste dürfte es weiter massive Regenfälle geben - bin in den Mittwoch hinein.

Sorge vor langanhaltendem Regen

Das für die Jahreszeit außergewöhnlich regnerische und stürmische Wetter solle sich im Laufe des Dienstags örtlich noch verschlimmern und bis Donnerstag anhalten, warnten Meteorologen des staatlichen Wetterdienstes Meteo. Vor allem Mittelgriechenland und die Peloponnes seien betroffen.

Und sollte sich das Sturmtief tatsächlich, wie viele Meteorologen befürchten, zum Medicane entwickeln, dann droht auch Sizilien und Malta eine gewaltige Menge Regen in den nächsten Tagen. Während der genaue Verlauf und die Intensität des sich entwickelnden subtropischen Systems nach aktuellen Prognosen noch eindeutig sind, deuten verschiedene Wettermodelle darauf hin, dass sich schwere Winde und Überschwemmungsgefahren auf die Insel Sizilien, Italien und Malta ausbreiten könnten. Diese Gebiete, einschließlich Nordlibyen, sollten die Medicane-Enentwicklung genau im Auge behalten, schreibt etwa das Wetter-Portal „severe-weather.eu

(klepa/APA/dpa)

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