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Seegurken - die Staubsauger der Meere

In China seit Jahrhunderten als Delikatesse geschätzt: Seegurken.
In China seit Jahrhunderten als Delikatesse geschätzt: Seegurken. Pete Oxford
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Seegurken könnten ein zentrales Problem der Aquakultur mildern, das der Fäkalien der bisher monokulturell gehaltenen Fische und Meeresfrüchte.

Als US-Präsident Richard Nixon 1972 auf seinem historischen Staatsbesuch in Peking war, ließ ihm Premier Tschu En-lai beim Staatsbankett auch etwas vorsetzen, was in China seit Jahrhunderten zu den Leckerbissen der Eliten zählt, westliche Augen bzw. Gaumen aber eher befremdet: Seegurken oder auch Holothurien, das sind Stachelhäuter – wie Seesterne und Seeigel –, die seit 500 Millionen Jahren vor allem küstennahe Meeresböden bewohnen und sich in dieser Zeit in etwa 1400 Arten differenziert haben, die unterschiedlichste Farben und Größen haben – von ein paar Millimetern bis zu zwei Metern –, aber von der Form her allesamt an das namengebende Gemüse erinnern.

Lange hatten sie ihre Ruhe, sie waren trotz ihrer geringen Beweglichkeit vor Feinden geschützt, mit Giften in der Haut, und obwohl ihnen in China schon der Luxushunger der Dynastien so zusetzte, dass sie im 16. Jahrhundert als eines der ersten Handelsgüter aus dem halben pazifischen Raum importiert werden mussten, blieben die Populationen halbwegs intakt. Das änderte sich, als gegen Ende des 20. Jahrhunderts immer breitere Schichten im Land zu Wohlstand kamen – und bereit waren, 100 Dollar oder mehr für ein Kilo hinzulegen –, viele Küstengewässer wurden abgeräumt, Indien und Sri Lanka erließen Fangverbote bzw. strikte Begrenzungen – und bekräftigten sie mit harten Strafen für Wilderer –, die Begehrlichkeit wandte sich anderen Regionen zu, Afrika etwa oder den Galapagos, wo die Bestände zusammenbrachen und sich trotz eines Fangverbots seit 2016 nicht erholten (Frontiers in Marine Science 7, S. 554314).

Fäkalien nähren Parasiten und bringen Todeszonen

Aber auch in China selbst wurde Abhilfe gesucht, mit dem Mittel, das bei immer mehr Schätzen des Meeres erdweit zum Einsatz kommt, der Aquakultur, sie bringt inzwischen über 50 Prozent der aus dem Wasser geholten Fische und Meeresfrüchte. Aber sie hat ihre ganz eigenen Probleme gebracht, etwa das der Unmengen von Fäkalien, die aus den Massentierhaltungen in den Meeren zu Boden rieseln und Unheil anrichten. Denn im Kot sind oft pathogene Bakterien, die sich rasch mehren und den gezüchteten Arten, Lachsen etwa, zu schaffen machen; und von dem Kot nähren sich Larven von Parasiten wie Seeläusen, die wieder in Lachsfarmen riesige Schäden anrichten. Und wenn der Kot endlich ganz unten ankommt, kann er Algen blühen lassen, die von Bakterien zersetzt werden, die dabei allen Sauerstoff im Wasser verbrauchen und kleinräumige Todeszonen schaffen.

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