Indien: Vergewaltiger zu drei Jahren Haft verurteilt

Indien Vergewaltiger drei Jahren
Indien Vergewaltiger drei Jahren(c) REUTERS (STRINGER/INDIA)
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Das erste Urteil im Fall der Gruppenvergewaltigung einer Frau mit Todesfolgen fiel mild aus, weil der Täter minderjährig war. Die Eltern des Opfers reagierten empört.

Neu-Dehli. Mehr als acht Monate nach der tödlichen Gruppenvergewaltigung einer 23-jährigen Inderin in einem Bus in Neu-Dehli ist der Jugendliche der Gruppe zu drei Jahren Jugendarrest verurteilt worden. Das ist die Höchststrafe für einen jugendlichen Straftäter.

Für schuldig befunden wurde der 17-Jährige in sechs von 13 Anklagepunkten, darunter Mord, Gruppenvergewaltigung, Vernichtung von Beweismaterial und Verabredung zur kriminellen Handlung. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Die Eltern des Opfers reagierten empört und wollen alle Angeklagten hängen sehen. Sie kündigten an, das Urteil anzufechten. Deren Tochter war im Dezember, nachdem sie von den Männern gefoltert und vergewaltigt worden war, etwas über einer Woche im Krankenhaus gelegen an ihren Verletzungen gestorben.

Der Verurteilte hatte erklärt, nicht schuldig zu sein. Verschiedenen Berichten zufolge soll er jedoch derjenige gewesen sein, der dem Opfer die schwersten Verletzungen zugefügt hat. Da das indische Jugendgericht maximal drei Jahre Haft verhängen darf, hatte das Verfassungsgericht geprüft, ob man den Täter wegen der Schwere des Verbrechens als Erwachsenen behandeln sollte. In diesem Fall hätte ihm die Todesstrafe gedroht. Vergangene Woche hatte das Verfassungsgericht den Weg für ein Urteil freigegeben.

Die Urteile gegen die restlichen vier Beschuldigten werden in den kommenden Wochen erwartet. Beobachter gehen davon aus, dass die Männer die Todesstrafe erhalten werden. Einer der mutmaßlichen Täter hatte sich im März in seiner Gefängniszelle erhängt.


Strafen verschärft. Die Tat führte in Indien zu teils gewalttätigen Protesten und brachte weltweit ans Licht, dass sexuelle Übergriffe auf Frauen in Indien oft verharmlost oder totgeschwiegen werden. Im Februar hat Indien die Strafen für sexuelle Gewalttäter verschärft. Diese reichen jetzt von mindestens 20 Jahren Haft bis zur Todesstrafe. Im August beschied das Verfassungsgericht, dass Vergewaltiger keine Strafminderung mehr bekommen, wenn sie ihr Opfer heiraten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2013)

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