„Das Schweizer Bankgeheimnis ist tot“

Schweizer Bankgeheimnis
Schweizer Bankgeheimnis(c) EPA (WALTER BIERI)
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Der ehemalige Chef der Credit Suisse, Oswald Grübel, hält die Schweizer „Weißgeldstrategie“ für „Quatsch“ und glaubt nicht, dass das Bankgeheimnis noch lange zu halten ist.

Bern/red./sda. Die Probleme, in die die Schweizer Banken wegen unversteuerter Gelder in den USA schlitterten, hätten verhindert werden können, wenn der Bund nach der Lösung für die Großbank UBS 2009 eingegriffen hätte. Das glaubt der ehemalige Konzernchef von Credit Suisse und UBS, Oswald Grübel.

Die Bankenaufsicht Finma hätte den Schweizer Banken verbieten sollen, US-Kunden, denen die UBS kündigen musste, aufzunehmen, sagte Grübel in einem Interview. „Dann würde es die Bank Wegelin heute noch geben.“
Wie teuer die Beilegung des Steuerstreits für die Banken nun werde, könne er nicht beurteilen, sagte Grübel.  Zu Konkursen werde es aber nicht kommen.  In der Branche sei die Frustration jedoch „enorm hoch“. Man habe lange nicht gewusst, wie es weitergehe.

Die Zukunft des Schweizer Finanzplatzes sieht Grübel düster. „Wir müssen realistisch sein: Die Welt hat sich geändert. Das Bankgeheimnis ist tot. Die Schweiz als einzigartiger Ort der Vermögensverwaltung ist infrage gestellt.“

Zwar habe die Schweiz nach wie vor einen guten Ruf, vor allem in Asien. Die größten Zuflüsse kämen auch von dort. Aber das Geld fließe gar nicht mehr in die Schweiz, sondern zu Schweizer Banken in Hongkong oder Singapur.

Harsche Kritik äußerte Grübel an der Reaktion der Schweizer Politik auf die veränderte Situation. Dass die Banken dazu verpflichtet werden sollen, die Steuerkonformität ihrer Kunden sicherzustellen, hält er für nicht praktikabel. „Diese sogenannte Weißgeldstrategie funktioniert nicht. Das ist Quatsch!“ Es sei schleierhaft, wie Banken überprüfen sollen, ob ein Kunde sein Vermögen versteuert hat. Das könne gar nicht ihre Aufgabe sein.

Grübel räumte aber auch Fehler bei den Banken ein. „Es gab Zeiten, da ließ sich dank dem Bankgeheimnis zu einfach Geld verdienen.“ Der zunehmende Trend zur Transparenz mache es heute aber unmöglich, das Bankgeheimnis aufrechtzuerhalten, so wie es das Gesetz vorschreibe.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2013)

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