Silver Jews: „Tanglewood Numbers“

Beinahe hätte dieses Prachtstück nie das Licht der Welt erblickt: Als ein Streit zwischen David Berman, Kopf und Herz der US-Band Silver Jews, und seinem Toningenieur über die musikalische Ausrichtung des Albums eskalierte, drohte Letzterer die Masterbänder im nahe gelegenen Fluss zu versenken. Nicht dass der Welt eine musikalische Sensation vorenthalten geblieben wäre, bewegt sich „Tanglewood Numbers“ doch im relativ gut erforschten Terrain zwischen Indie-Rock und Americana. Wie Berman – u. a. mit Unterstützung von Will Oldham oder Stephen Malkmus – dieses Spannungsfeld auslotet, ist aber unbedingt hörenswert: Mit großer Spielfreude und einer gewissen Altersweisheit integriert er Banjo und Fideln in seine beseelten Songs, lässt die Gitarre mal Trauer tragen, mal vor Freude jauchzen.

Und fragt etwa im gut gelaunten „Sometimes A Pony GetÂ’s Depressed“, wo die Tiere eigentlich schlafen, wenn der Boden nass ist. Ja, einen seltsamen Humor kann man Berman nicht abstreiten, genauso wie einen Funken Optimismus, der in seinen Songs über Trennung, Leid und Trauer immer wieder aufflackert. Seiner tiefen Stimme hört man an, dass er viel erlebt und überlebt hat: einen Selbstmordversuch etwa, oder dass es sein Freund Malkmus, mit dem er einst die Silver Jews gegründet hatte, als Pavement-Frontman zu weitaus größerem Ruhm brachte. Dieser mag dem

38-jährigen Vollbartträger zwar weiterhin verwehrt bleiben, eines ist ihm aber sicher: das Gespür für zart-bittere Songs, die zu Herzen gehen.

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