Spoon: "Gimme Fiction"

Eine Rockband, die nur selten rockt: Spoon aus Austin, Texas, lassen auf ihrem fünften Album „Gimme Fiction“ die Spannung nicht selten ins Unermessliche steigen, ihre Songs drängen, bisweilen stürmen. Das ist dermaßen fesselnd, dass es völlig egal ist, ob und wann eine Entladung oder gar eine Explosion eintritt. Tatsächlich verzichtet die Band um Sänger Britt Daniel beinahe gänzlich auf solch genretypische Ausbrüche. Und bewegt sich auch sonst abseits ausgetrampelter Pfade: „My Mathematical Mind“ etwa schreitet erhaben voran, angetrieben von repetitiven Piano-Akkorden. Und immer, wenn man meint, jetzt müsse der Refrain einsetzen, lassen Spoon die Gitarren kratzen – und stellen antrainierte Erwartungen auf den Kopf.

Das Ergebnis ist erstaunlich wie hypnotisch. In den USA gilt die 1993 gegründete Formation dank ihres unkonventionellen Stils längst als eine der wichtigsten Indie-Bands. Eine große Plattenfirma zeigte schon vor Jahren Interesse – und ließ die Band nach vier Monaten wieder fallen. Spoon revanchierten sich mit in Songs kanalisierten Hasstiraden. Und tun dies noch heute mit den allerschöns­ten Stücken, die nun andernorts erscheinen. Wie etwa „I Turn My Camera On“, bei dem Daniel in bester Prince-Manier zu einem sexy stampfenden Rhythmus im Falsett schwelgt. Das große Kunststück: Trotz aller verqueren Ideen und Wendungen klingen Spoon immer beseelt, ihre Songs sind stets mitreißend.

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