Dach für Regionalsender: Jagd nach nationalen Etats

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Wie die Privatradios vor 15 Jahren bündeln die Regionalsender rund um Marcin Kotlowski (W24) und Rudi Kobza (Kobza Media) ihre Kräfte in der gemeinsamen Vermarktungsplattform R9. Ein Gespräch.

Wien. Es hat ein wenig den Anschein, als hätten der Werber Rudi Kobza und W24-Chef Marcin Kotlowski sich mit der Verlagsgruppe News abgesprochen. Just an jenem Tag, als sie die neue Vermarktungsplattform für zehn österreichische Regionalsender präsentierten, stellte das Magazinhaus ihren Ableger „News Heimat“ vor. Woran sich erkennen lässt: Der Trend Regionalität ist nun wirklich in der breiten Masse angekommen. Der Erfolg von Medienmarken wie „Servus“ findet viele Nachahmer, die Nachfrage von regionalen Produkten nimmt nach wie vor zu.

Diese Regionalitätseuphorie kommt den kleinen Regionalsendern in allen Bundesländern – vom Wiener Sender W24 über den Linzer Sender LT1 bis zu Tirol TV und Steiermark1 – gelegen. Nun wollen sie ihre Sender für die Werbewirtschaft attraktiver machen: mit einer neuen gemeinsamen Vermarktungsplattform namens R9. Vorbild für die neue Gesellschaft ist die 1998 gegründete RMS (Radio Marketing Service), die bis heute alle Privatradios im Land vermarktet. Warum braucht es überhaupt ein Vermarktungsdach für private Sender? „Weil die großen TV-Budgets immer an nationale Sender gehen“, sagt W24-Geschäftsführer Marcin Kotlowski. Vor allem große internationale Kampagnen würden nicht auf einzelne Bundesländer heruntergebrochen, sondern nur österreichweit gebucht. „Wir schließen uns also zusammen, um an diese nationalen Etats zu kommen“, sagt Kotlowski, der bis 2011 für Medienstaatssekretär Josef Ostermayer (SPÖ) kommunizierte. „Das Ziel ist außerdem, spezielle Werbeformate zu entwickeln, die man bei traditionellen Großsendern in der Form nicht unterbringt“, ergänzt Rudi Kobza, Geschäftsführer der Kobza Media Gruppe, die mit 30 Prozent an der R9 beteiligt ist. Weitere 35 Prozent halten jeweils die der Stadt Wien gehörende Wien Holding, zu der W24 gehört, und die Holzhey Management und Beteiligungen GmbH, zu der der Linzer Sender LT1 gehört.

„Wir sind ab sofort buchbar“

In drei Bereichen wollen die insgesamt zehn Sender verstärkt zusammenarbeiten: neben der Vermarktung auch bei der Technik und im Programm. Um die von den Mediaagenturen gewünschte sekundengenaue Abrechnung der Werbeblöcke anbieten zu können, braucht es einen technischen Zusammenschluss, bei dem sich die Sendergruppe technische Unterstützung von der ORS holt.

Rudi Kobza bleibt freilich realistisch: „Es ist ein Faktum, dass es ein bis drei Jahre dauert, bis eine Vermarktungsplattform etabliert ist. Aber wichtig ist, dass wir ab sofort buchbar sind.“ Derzeit würden die größeren der zehn Sender ein Werbevolumen von 750.000 bis einer Million Euro pro Jahr lukrieren, schätzt Kotlowski. Das soll sich verdoppeln. „In Zahlen gesprochen sind es acht bis zwölf Millionen Euro pro Jahr Werbevolumen, die wir in drei bis fünf Jahren anstreben.“

Schon früher will Kotlowski eine Vorabendschiene, eine Art „Österreich-Bild“ von 20 bis 21 Uhr, in Zusammenarbeit mit allen Sendern auf die Beine stellen. Derzeit gebe es Gespräche über das Konzept und mögliche Moderatoren. Und natürlich sollen, wenn es nach Kotlowski und seinen Regionalsenderkollegen geht, nicht nur die Werbevolumina größer werden, sondern auch die Seherzahlen. Derzeit sehen 1,8 Prozent der Österreicher ab zwölf Jahren, also 127.000 Personen, einen Regionalsender pro Tag, rund zwei Millionen Menschen pro Monat. „Die Stärke einer Gruppe ist auch, dass sie sich gegenseitig stützt“, so Kotlowski. Ein wichtiger Schritt zu einer größeren Reichweite sei jedenfalls eine höhere technische Verbreitung, an der in nächster Zeit vor allem in den Bundesländern gearbeitet werden soll.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2013)

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